SchlafdauerKönnen wir auch zu viel schlummern?

Wie viel Schlaf ist genug Schlaf? Und geht es, zu viel zu schlafen? Immer wieder stellen sich viele von uns diese Fragen. Was die Schlafforschung zur richtigen Schlafdauer sagt.

Fragt man Menschen, wie viele Stunden Schlaf pro Nacht sie idealerweise bräuchten, dann antwortet knapp die Hälfte: 8 Stunden. So hat es eine repräsentative Online-Befragung der Krankenkasse Pronova BKK im September und Oktober 2024 ergeben. 23 Prozent der Befragten geben sieben Stunden an, 19 Prozent neun Stunden und mehr. Nur eine sehr geringe Anzahl an Menschen gibt an, dass sie sechs Stunden oder weniger bräuchte.

Dieselbe Befragung zeigt allerdings auch, dass viele Menschen weniger Schlaf bekommen, als sie idealerweise gerne hätten – vor allem unter der Woche. 34 Prozent der Befragten geben an, dass sie unter der Woche auf sieben Stunden Schlaf pro Nacht kommen, 27 Prozent geben acht Stunden an. Über 30 Prozent der Befragten schlafen nur sechs Stunden oder weniger.

Nur sechs Prozent schlafen neun Stunden und mehr. Am Wochenende sieht das anders aus. Da schlafen die meisten Menschen (36 Prozent) acht Stunden. Ganze 23 Prozent schlafen neun Stunden oder länger. 22 Prozent der Befragten kommt auf sieben Stunden. Und nur insgesamt 19 Prozent schlafen sechs Stunden oder weniger. Daran zeigt sich ein in der Schlafforschung bekanntes Phänomen: Menschen holen am Wochenende Schlaf nach. Ob das überhaupt geht, beantworten wir in dieser Folge von Über Schlafen.

"Hier zeigt sich, dass die meisten Menschen an Arbeitstagen oft eher weniger Schlaf bekommen, als sie eigentlich bräuchten."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Empfohlen werden für Erwachsene sieben bis neun Stunden Schlaf pro Nacht. Wie viel Schlaf individuell nötig ist braucht, lässt sich allerdings nicht pauschal beantworten.

"Das liegt in unserer Biologie - oder: die Prozesse, für die mein Körper gut und gerne 8 bis 8,5 Stunden braucht, laufen bei Menschen, die weniger Schlaf benötigen, wohl einfach schneller ab."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Zumindest teilweise ist das Schlafbedürfnis eines jeden Menschen in den Genen festgeschrieben. Dabei spielt auch die innere Uhr eine Rolle, denn sie steht bei Menschen, die ein größeres Schlafbedürfnis haben, länger auf "Nacht".

Zu viel Schlaf – ist das überhaupt möglich?

Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge und Schlafforscherin Christine Blume vom Podcast Über Schlafen haben viele Mails mit Fragen von Hörer*innen bekommen, die wissen wollten, ob zu viel Schlaf schaden kann. Schlafforscherin Christine Blume sagt, dass zu viel Schlaf nicht schaden kann: Der Körper greift auf Schutzmechanismen zurück.

"Nein, das geht eigentlich nicht. Irgendwann wachen wir von selbst auf und dann wird es auch schwer mit dem Wiedereinschlafen."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Trotzdem kennen es viele aus der Erkältungszeit: Wenn etwas nicht stimmt mit uns, wir uns krank fühlen, dann können wir gefühlt ewig schlafen. Unser Immunsystem fördert bei einem grippalen Infekt mehr Schlaf. Das kommt zum Beispiel dadurch, dass mehr entzündungsvermittelnde Botenstoffe ausgeschüttet werden, sogenannte Zytokine. Die wirken auch schlaffördernd, erklärt Forscherin Christine Blume von der Uni Basel.

Welche Krankheiten erfordern viel Schlaf?

"Wenn wir einen grippalen Infekt haben, dann fördert unser Immunsystem mehr Schlaf."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Bei gesunden Erwachsenen gibt der Körper also die richtigen Signale und weiß sozusagen von selbst, wann er genug Schlaf bekommen hat – und wann er eine Extraportion benötigt, um zum Beispiel gesund zu werden oder um das Schlafdefizit der Woche am Wochenende wieder reinzuholen.

In dieser Folge Über Schlafen sprechen Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge und Schlafforscherin Christine Blume auch darüber, welche Krankheiten dazu führen können, dass Menschen ungewöhnlich viel schlafen.