Bild von Schwarzem LochDoch, wir können Nichts sehen

Von schwarzen Löchern gab es bisher keine Bilder. Das hat sich geändert. Von einem Nichts, das 6,5 milliardenfach größer ist als unsere Sonne, haben acht Radioteleskope jetzt eine Aufnahme gemacht. Eine Bildkritik mit dem Astrophysiker Michael Büker.

Wissenschaftler haben am 10.04.2019 das erste direkte Bild eines Schwarzen Lochs präsentiert und damit einen Durchbruch bei der sensorischen Erforschung des Weltalls gefeiert. Die Aufnahme des Schwerkraftmonsters im Zentrum der rund 55 Millionen Lichtjahre entfernten Riesengalaxie M87 zeigt einen dunklen Kreis, der umhüllt ist von einem flammend orangeroten Lichtring (siehe Artikelbild).

"Die Sensation des Bildes ist der rötliche schwarze Fleck in der Mitte, denn das ist der Schatten, den das Schwarze Loch wirft. Das ringförmige Leuchten ist heiße Materie, die von außen in das schwarze Loch fällt."
Michael Büker, Physiker und Wissenschaftsjournalist

Die Aufnahme ist der erste direkte visuelle Nachweis für ein supermassereiches Schwarzes Loch und seinen Schatten. Die Aufnahme des Schwarzen Lochs in M87 gelang den Forschern mit Daten des Radioteleskopnetzwerks Event Horizon im April 2017. Das Event Horizon Telescope ist ein Verbund aus acht riesigen Radioteleskopen, die über den gesamten Globus verteilt sind. Zu ihrer Größe: Die Grundfläche je einer Schüsseln dieser Teleskope ist in etwa so groß wie ein Fußballfeld. Gigantisch waren auch die Datenmengen, die die Wissenschaftler handhaben mussten.

"Die Aufnahme wurde an mehreren Orten zugleich gemacht. Die Daten all dieser Instrumente wurden kombiniert. Man musste Festplatten, 5000 Terabyte Daten, zu zwei Datenzentren bringen."
Michael Büker, Physiker und Wissenschaftsjournalist

Im mathematischen Teil des Projekts fällt die Einzelleistung einer jungen US-amerikanischen Wissenschaftlerin auf. Katie Bouman hat entscheidend für die algorithmische Kombination der Daten von den verschiedenen Teleskopen gesorgt.

Schwarze Löcher zählen zu den seltsamsten Objekten im Universum. Ihre Gravitation ist so groß, dass nicht einmal Licht ihnen entkommen kann. Allerdings können Wechselwirkungen zwischen dem Schwarzen Loch und der Materie in seiner unmittelbaren Umgebung beobachtet und bildlich fixiert werden.

Ein neues, etwas näheres Ziel

Zu dieser Wechselwirkung kommt es im Bereich des sogenannten Ereignishorizonts (auf Englisch: event horizon), der die Grenze des Schwarzen Lochs markiert. Das Schwarze Loch im Zentrum der elliptischen Riesengalaxie M87, die zum sogenannten Virgo-Galaxienhaufen gehört, hat eine Masse, die sechseinhalb Milliarden Mal größer ist als die der Sonne. Dabei beeinflussen Schwarze Löcher ihre Umgebung in extremer Weise, verzerren die Raumzeit und heizen alle umgebenden Materialien enorm auf. In Zukunft wird sich das Event Horizon Telescope auch auf ein näherliegendes Ziel richten, auf das dunkle Zentrum unserer Galaxie.

"Die Forscher haben gesagt, dass sie daran arbeiten, auch ein Foto vom Zentrum unserer eigenen Galaxie sehen zu können."
Michael Büker, Physiker und Wissenschaftsjournalist

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