Smart-MeterGefahr fürs Bankkonto

In ein paar Jahren sollen digitale Stromzähler das Zählerablesen in privaten Haushalten überflüssig machen. Ein Test aktueller Geräte weckt aber Bedenken: Einige haben sechs Mal zu viel Strom gemessen - ziemlich schlecht für unseren Geldbeutel.

Von vielen Gesetzen, die den deutschen Bundestag passieren, bekommen wir in der Regel nicht viel mit. Zumindest die genaueren Details, die sich dahinter verbergen, bleiben uns oft verborgen. So wie beim Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende.

Nach dem Gesetz sollen bei Großkunden ab dem Jahr 2017 und in privaten Haushalten bis 2023 intelligente Smart-Meter eingebaut sein, digitale Stromzähler, die selbstständig den Stromverbrauch erfassen und an den Stromanbieter weiterleiten.

Smart-Meter misst im Schnitt zu viel Strom

Klingt in der Theorie ziemlich praktisch, erweist sich aber in der Praxis als ziemlich theoretisch. Zu diesem Fazit kommen jedenfalls niederländische Forscher von der Fachhochschule Amsterdam. Ihren Untersuchungen zufolge hat ein Gerät sechs Mal mehr Strom gemessen, als tatsächlich verbraucht wurde. Andere wiederum 30 Prozent weniger. Im Schnitt wurde aber eher zu viel als zu wenig gemessen.

Das liegt zum Beispiel an Dimmer zur Steuerung der Helligkeit von Glühbirnen und Energiesparlampen. Ist ein Dimmer davorgeschaltet, dann bekommt ein Smart-Meter anscheinend ziemlich große Probleme, den tatsächlichen Stromverbrauch richtig zu bestimmen.

Smart-Meter braucht mehr Watt-Power

Um den Stromverbrauch exakt berechnen zu können, müsste dem Smart-Meter mehr Höchstleistung aus dem Stromnetz zur Verfügung stehen, meint der Forscher Cees Keyer, der die Untersuchung geleitet hat. Doch das würde natürlich den Stromverbrauch in die Höhe treiben.

Allerdings müssten wir Verbraucher für die Mehrkosten nicht aufkommen, weil das Smart-Meter seinen eigenen Stromverbrauch von dem Gesamtverbrauch abziehen soll. Aber einfach mehr Strom zu benutzen passt nicht in eine Zeit, in der unser Strom mithilfe einer umfassenden Energiewende aus regenerativen Energien gewonnen werden soll.

"Smart-Meter sollen nur 3 Watt Höchstleistung aus dem Stromnetz beziehen. Solche Geräte haben eine zu geringe Samplerate beim Messen. Sie reicht nicht aus, um den Stromverbrauch eines schnellen Computers exakt zu messen. Dafür bräuchte ein Zähler mehr Energie als 3 Watt."
Cees Keyer, Fachhochschule Amsterdam

Obwohl die Studie aus den Niederlanden kommt, ist sie auch auf Deutschland und die ganze Welt übertragbar, meint Cees Keyer. Die Standards werden weltweit festgelegt und gelten für die EU, Australien, Kanada und die USA.

Dem widerspricht die Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig. Ähnliche Probleme hätte eine schwedische Studie schon 2010 bemerkt und daraufhin seien bis 2012 die Zählernormen in der EU überarbeitet worden. Der niederländische Versuch sei unter Laborbedingungen entstanden und hätte keine längeren Zeiträume abgedeckt.