Stadtanthropologin über die Außengastro"Die Wiedereröffnung steht für eine Sehnsucht"

Der Sommer kommt und die Tische der Außenbereiche im Restaurant sind wieder voll. Stadtanthropologin Carolin Genz erklärt, was die Außengastronomie für uns als Gesellschaft jetzt bedeutet.

Wenn wir draußen bei schönem Wetter mit unseren Freunden in den Außenbereichen der Restaurants und Bars sitzen, dann geht es uns meistens gut. Klingt erst mal total logisch, aber warum genau ist das eigentlich so und welche direkte Rolle spielt die Außengastronomie dabei?

Mit dieser Frage beschäftigt sich Stadtanthropologin Carolin Genz. Sie untersucht das Leben der Menschen in urbanen Zentren und sagt, dass die Bedeutung der Außengastro in kleinen und großen Städten ziemlich identisch ist.

"Die soziale Bedeutung der Außengastronomie ist für ländliche und städtische Räume gleich. Es ist ein Ort des Austausches."
Carolin Genz, Stadtanthropologin

Das Treiben zu beobachten, das Flanieren der anderen Leute, das Lachen und das Feiern - das alles würde gerade jetzt nach Lockdown & Co. als exklusiv wahrgenommen, weil wir eben so lange darauf verzichten mussten.

Die Forscherin sagt aber auch, wir müssten erst mal wieder üben, in großen Gruppen zusammenzusitzen und warm zu werden mit Small Talk. Und für einige sei gerade das auch noch eine Hürde, nachdem wir einige Zeit ja eher für uns waren.

"Es gab lange eine Minimierung des sozialen Austauschs. Da ist definitiv eine Sehnsucht entstanden."
Carolin Genz

Die Kultur des Draußenseins kommt eigentlich aus dem Mittelmeerraum, erklärt Carolin Genz – deswegen nenne man sie unter Sozialwissenschaftlern "Mediterranisierung des städtischen Raums". Laut der Forscherin wird angenommen, dass sie vor knapp zehn Jahren nach Deutschland schwappte und zum massiven Ausbau der Außengastro geführt hat. Die Außengastro steht demnach also auch für ein Lebensgefühl. Und das können wir jetzt auch immer öfter wieder genießen - wenn wir wollen.