Das TiergesprächLass Maden ran!

Maden in Wunden, bei diesem Bild ist der Ekelreflex programmiert. Dabei sind Insektenlarven äußerst nützlich bei chronischen, schlecht heilenden Wunden.

Madentherapie nennt sich die Wundbehandlung mit Schmeißfliegenlarven, sagt DRadio-Wissen-Biologe Mario Ludwig. Die Maden lieben nekrotisches Gewebe. Dieses abgestoßene Gewebe in einer Wunde ist schlecht für deren Heilung. Die Maden scheiden Verdauungssäfte aus, die Enzyme enthalten, die das abgestorbene Gewebe verflüssigen. Den Gewebebrei futtern die Maden dann weg.

Außerdem enthalten die Verdauungsenzyme antibakterielle Substanzen wie Seraticin und Defensine. Als Abfallprodukt scheiden die Maden Ammoniakderivate aus, die den PH-Wert im Gewebe senken. Das ist für die Bakterien ein ungünstiges Milieu.

Maden werden bei schlecht heilenden bakteriellen Infektionen wie Ulkus zur Wundheilung eingesetzt.

Die Therapie ist eigentlich schmerzfrei - es sei denn der Appetit der Maden ist größer und sie knabbern auch gesundes Gewebe an. Die Ärzte müssen die Menge an Maden entsprechend der Wunde richtig dosieren und setzen die Maden entweder direkt in die Wunde oder setzen ein Madenkissen auf die Wunde. Eingesetzt werden sterile Maden. Allerdings ersetzen sie nicht komplett Antibiotika. Beispielsweise mögen die Fliegenlarven den Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa nicht, sagt Mario Ludwig. Die Maden können sogar durch den Keim absterben.

Keimkiller

Vor rund 150 Jahren wurde die Therapie bei der Wundbehandlung von Verletzten im amerikanischen Bürgerkrieg angewendet. In den 1940er Jahren setzten die Ärzte dann die Antibiotika Sulfonamid und Penicillin ein. Die Madentherapie geriet fast in Vergessenheit. Seit der zunehmenden Antibiotikaresistenz seit den 1990er Jahren haben vor allem amerikanische und englische Ärzte wieder die Madentherapie mit großem Erfolg eingesetzt, erklärt Mario Ludwig. Seit Beginn der Nullerjahre gibt es immer mehr Krankenhäuser in Deutschland, die die Therapie einsetzen zum Beispiel in der Wundbehandlung bei Diabetikern, sagt Mario Ludwig.

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