Twitter als digitaler PrangerIdentität von Rassisten aufdecken

Bei einer rechtsextremen Demo in Charlottesville in den USA gab es viele Verletzte. Ein Twitter-Account outet die Identitäten von rechtsradikalen Demonstranten.

Am vergangenen Wochenende zogen viele Rechtsradikale durch die US-amerikanische Stadt Charlottesville. Viele davon junge weiße Männer in Poloshirts, mit zum Hitlergruß erhobenen Hand. 

Eine Frau wurde getötet, weil ein Demonstrant anscheinend absichtlich mit dem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten hineinfuhr. Viele weitere Menschen wurden bei Schlägereien verletzt. 

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Präsident Trump geriet nach der gewalttätigen Demonstration 'Unite the Right' stark in die Kritik, weil er die Gewalt durch Rechtsradikale nicht verurteilte. Der Twitter-Account "Yes you're a racist" postet Fotos von rechtsradikalen Demonstranten und fordert seine knapp 280.000 Follower dazu auf, deren Identität aufzudecken, damit er sie öffentlich anprangern kann. Und das blieb nicht ohne Folgen: Ein Demoteilnehmer hat seinen Job in einem Restaurant bereits verloren

"Seit Jahren ist dieser Account auf digitaler Rassistenjagd. Das heißt, er versucht, vermeintlich Rechtsradikale zu enttarnen, indem er Fotos von Versammlungen oder Demonstrationen veröffentlicht und dann seine Community fragt: 'Hey, wer erkennt hier jemanden?'"
Timo Nicolas, Deutschlandfunk Nova

Zur Zeit der G20-Proteste in Hamburg wurde ähnlich vorgegangen. Die Bild-Zeitung hat die Leser aufgefordert, anhand von Fotos vermeintliche Randalierer zu identifizieren. Ohne, dass die Polizei darum gebeten hatte. Das wurde von vielen kritisiert.

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Öffentliche Fahndung in den USA üblich 

In den USA ist die Situation ein wenig anders: Es wird sehr oft öffentlich nach Personen gefahndet. Verdächtige stehen dann mit Foto und vollem Namen im Netz. In den USA werden auch Gerichtsverhandlungen im Fernsehen live übertragen, auch bei kleineren Delikten. 

Und die Medien nennen Verdächtige oder Verurteilte fast immer mit vollem Namen. Die deutschen Medien halten sich zumeist an die Empfehlungen des Deutschen Presserates und ändern Namen oder kürzen den Nachnamen ab. 

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Nur auf richterliche Anordnung

In Deutschland sind die Persönlichkeitsrechte stärker gewichtet. Deshalb kommt es nicht oft vor, dass zum Beispiel Bilder aus Überwachungskameras von der Polizei veröffentlicht werden. 

Das geht auch nur auf richterliche Anordnung bei schweren Straftaten. Aus gutem Grund: Denn in der öffentlichen Meinung ist ein Verdächtiger meist auch direkt ein Schuldiger. Und das Stigma wird derjenige dann nur schwer wieder los.