VerhaltensökonomieUnter welchen Voraussetzungen Frauenquoten funktionieren
Quoten machen die Welt gerechter, weil sie Nachteile ausgleichen. Quoten machen die Welt ungerechter, verzerren das Leistungsprinzip. Die Verhaltensökonomin Hannah Schildberg-Hörisch untersucht, wann Quoten als gerecht empfunden werden.
Jobs, Posten im Aufsichtsrat, Studienplätze – Zugänge zu Möglichkeiten, Entwicklungschancen und Beteiligung können quotiert werden. Menschen, die bei solchen Zugängen benachteiligt sind, aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder Hautfarbe, können per Quote gefördert werden.
"'Affirmative Action' heißt 'positive, bejahende Maßnahmen', das ist ziemlich neutral. Während im Deutschen 'positive Diskriminierung' etwas provokativer ist."
Das kann man gerecht finden, insofern als ein bestehender Nachteil neutralisiert wird. Aber auch ungerecht, da Quoten gefühlt oder faktisch eine Abweichung vom Leistungsprinzip darstellen. Hannah Schildberg-Hörisch analysiert, was unter Umständen adressiert wird, wenn von Leistung die Rede ist:
- Fähigkeiten
- Anstrengung
- Familie, Hintergrund, damit verbundene Chancen
- Diskriminierung
Debatten über Quoten seien so kontrovers, weil sie auf den ersten Blick vom Leistungsprinzip abweichen und insofern eine Verzerrung des Wettbewerbs darstellen könnten.
"Es gibt Evidenz, dass, wenn Menschen davon ausgehen, dass jemand nur über eine Quote in eine bestimmte Position gekommen ist, sich das negativ auswirken kann."
Es geht um das Gerechtigkeitsempfinden
Das Gerechtigkeitsempfinden ist also entscheidend, wenn es darum geht, ob die Einführung einer Quote mehrheitlich akzeptiert wird oder nicht. Werde eine Quote als ungerecht wahrgenommen, könne sie "nach hinten losgehen" und beispielsweise Vergeltungswünsche bei denen hervorrufen, die sich ungerecht behandelt fühlen. Oder abschreckend auf die wirken, die von ihr profitieren könnten.
Hannah Schildberg-Hörisch berichtet aus ihrer experimentellen Forschung, in der sie solche Effekte beforscht, ohne dass den Probanden klar ist, dass es um die Frauenquote geht. Ihr Fazit: Wird eine Quote als gerecht wahrgenommen, findet sie breite Unterstützung, auch bei denen, die nicht von ihr profitieren.
"Debatten über Quoten sind immer auch Debatten über Gerechtigkeit."
Hannah Schildberg-Hörisch ist Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf. Ihre Spezialgebiete sind Verhaltensökonomie und empirische Wirtschaftsforschung. Ihren Vortrag mit dem Titel "Unter welchen Umständen finden (Frauen-)Quoten Unterstützung und sind erfolgreich? Und wann nicht?" hat sie am 11. März 2025 gehalten, im Rahmen des Bürgeruni-Programms ihrer Universität, im Rahmen der Reihe "oeconomicum live – Wirtschaft erleben!".
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