Virtual RealitySie sind über 90 – und stehen auf VR

Wenn die Betreuerin die schwarze Brille angepasst hat, gibt es kein Halten mehr: Bunte Korallen und farbenfrohe Fische sind dann ganz real und zum Greifen nah. Unser Reporter hat ein Altenheim besucht, das auf VR-Brillen setzt.

Melitta Braun lebt im Kölner Altersheim St. Maternus. Die Ausflüge mit der VR-Brille liebt sie. Soeben hat sie bei einem Tauchgang in die Südsee eine Erinnerung aus der Kindheit hervorgeholt, ein sehr schönes Erlebnis mit ihrem Vater. Einen Ausflug zu einem Schwimmbad in ihrer Heimatstadt Ravensburg.

"Das sind Erinnerungen aus der Kindheit, die kann man nicht vergessen. In dem Schwimmbad sind auch so Fische hinter einer Glasscheibe."
Melitta Braun über Erinnerungen aus ihrer Kindheit

Aber nicht nur in die Südsee können Melitta Braun und die anderen Bewohner des Altenheims abtauchen. Sie machen auch Reisen an Orte, die sie vor Jahren oder Jahrzehnten schon einmal besucht haben. Dank VR geht es noch mal in geliebte Metropolen oder in die Natur.

Hightech im Seniorenheim

Das Altersheim, in dem Melitta wohnt, hat sich in den vergangenen Monaten technisch ziemlich gut aufgestellt. Mittlerweile ziehen hier Eltern oder Großeltern ein, die mit ihren Familien skypen oder mit ihren Smartphones ins Internet wollen. Neben der VR-Brille gibt es deswegen Controller, Spielekonsolen, Autosimulationen, Jump-and-Run-Spiele, Laptops und Tablets. Auf die Ausstattung ist selbst unser Reporter Martin Schütz nicht nur ein bisschen neidisch. 

Vor ein paar Wochen war Sommerfest im Altenheim und seitdem finden die Verwandten den Besuch im Altersheim gar nicht mehr so langweilig, sagt Sozialpädagogin Alexandra Kaspar. 

Die Sozialpädagogin ist für die Betreuung der Senioren mitverantwortlich. Der Einsatz des neuen Equipments macht sich aus ihrer Sicht ziemlich bezahlt, weil er den Aufenthalt und den Besuch im Heim etwas aufregender macht. 

"Das merkt man in dem Moment, in dem man das Angebot macht, das Lächeln und sie erzählen dann auch oft noch danach davon."
Sozialpädagogin Alexandra Kaspar

Wer die Brille aufsetzt, hat immer einen Betreuer an seiner Seite. Melitta Braun lässt sich täglich die Brille anlegen, um mal wieder eine Reise zu machen, ohne das Haus zu verlassen. Wie letztens, als sie noch mal den Eiffelturm sehen wollte. 

"Den vergisst man nicht, wenn man abends allein im Bett liegt, dann denkt man an diese und an jene Sache und dann denkt man: Das war doch sehr schön!"
Melitta Braun über ihre virtuelle Reise nach Paris

Reporter Martin Schütz kommt am Ende seines Besuches bei Melitta Braun zu dem Ergebnis, dass Altenheim doch geiler sein, als er sich das bisher vorgestellt hat.