RegenerationWaldbrände: Was nach den Flammen kommt

Tausende Hektar Wald haben die Brände in Europa bereits zerstört. Die Natur hat einige Mechanismen, damit sich eine zerstörte Fläche wieder erholt – wie die greifen, wird sich jetzt zeigen. Um Wälder weniger brennbar zu machen, können wir auch etwas tun.

Kroatien, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien, Frankreich, Tschechien und Deutschland: Seit Wochen frisst sich das Feuer durch die Wälder Europas. Was danach bleibt, ist Asche, Ruß und über weite Teile zerstörte Natur.

Die Verwaltung des Nationalparks Böhmische Schweiz in Tschechien geht momentan davon aus, dass die Schäden durch den Waldbrand dort in zehn Jahren nicht mehr sichtbar seien werden. In dem Nationalpark, der an die Sächsische Schweiz grenzt, sind nach aktuellem Stand rund 1060 Hektar Wald abgebrannt.

"Die Natur hat spezielle Arten, die geradezu auf solche Störungsflächen warten."
Alexander Held, Forstwissenschaftler, European Forest Institute

Wie sich ein Wald nach so einem Brand entwickelt, hängt unter anderem davon ab, wie stark das Feuer den Boden beschädigt hat und auch wie viele Samenbäume, die für die Fortpflanzung und damit natürliche Wiederbesiedlung eines Waldes entscheidend sind, überlebt haben, erklärt Forstwissenschaftler Alexander Held vom European Forest Institute.

"Die Natur hat spezielle Arten, die geradezu auf solche Störungsflächen warten, weil sie dort im Verhältnis zu anderen Arten hervorragende Wuchsbedingungen haben." Diese sogenannten Pionierbaumarten sind zum Beispiel relativ anspruchslos, was ihren Standort angeht, wachsen schnell und kommen besser mit einem Nährstoffmangel oder -ungleichgewicht im Boden klar.

Reich gemischte Wälder für weniger Brände

Die kommenden vier Jahre sind entscheidend. In diesem Zeitraum wird sich zeigen, ob sich der Wald selbstständig nach einem Brand erholen kann oder ob durch Säen, Bepflanzung oder andere Methoden nachgeholfen werden muss.

Ziel ist es, dass sich dort möglichst viele verschiedene Baumarten ansiedeln, weil der Wald dadurch weniger brennbar ist als zum Beispiel eine Monokultur aus Kiefern.

"Vier Jahre sind die magische Linie. Wenn man nach vier Jahren auf der Fläche nichts oder nur eine Baumart findet, man möchte aber gerne 15 Baumarten haben, wird es spätestens Zeit, steuernd einzugreifen."
Alexander Held, Forstwissenschaftler, European Forest Institute

Wälder jetzt schützen

Der Forstwissenschaftler spricht von drei Stellschrauben, um Wälder auch in Zukunft vor Bränden zu schützen:

  • Art
  • Struktur und
  • Menge des Brennmaterials.

"Daran können und müssen wir in Deutschland arbeiten. Denn sonst wird die Feuerwehr immer wieder quasi auf verlorenem Posten vor sehr brennbaren Landschaften stehen", sagt er.

Inwiefern extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Dürre den Wald in den nächsten Jahrzehnten verändern werden, sei aktuell noch schwer einschätzbar. Sicher ist allerdings, dass sich der Wald an das Klima anpassen wird, so Alexander Held. Je natürlicher der Wald gestaltet ist, desto widerstandsfähiger wird er gegenüber den Umwelteinflüssen sein und so bleiben, wie wir ihn kennen.

Unser Bild zeigt den Waldbrand im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz in Hřensko nahe der Grenze zu Sachsen am 26. Juli 2022.