ParasitologieZecken 2020: Keine Angst vorm gemeinen Holzbock

Früher oder später können sie euch erwischen - im Wald, im Garten oder auch im Park. Das Deutsche Rote Kreuz hat davor gewarnt, dass 2020 besonders viele Zecken im Grünen lauern. Wir haben eine Zeckenexpertin gefragt, wie groß die Gefahr ist - und wie ihr euch schützen könnt.

Zecken sind keine Insekten, sondern Spinnentiere. Sie lauern hauptsächlich auf Grashalmen oder niedrigen Sträuchern. Regional sei die Zahl der Zecken in der Tat gestiegen, sagt Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. Dass 2020 allerdings ein richtiges „Zeckenjahr“ ist, könne sie auf der Basis ihrer Daten nicht bestätigen. Das DRK hatte vor einer erhöhten Gefahr gewarnt.

2020 eher kein extremes Zeckenjahr

Der Lebenszyklus des gemeinen Holzbocks etwa, der in Deutschland am häufigsten verbreitet ist, dauere etwa sechs bis sieben Jahre. Die Anzahl der Zecken entscheide sich also nicht innerhalb eines Jahres, sondern beruhe auch auf der Entwicklung dieser Zecken in den Jahren davor.

"Die Zeckenaktivität variiert in Deutschland sehr deutlich."
Ute Mackenstedt, Zeckenforscherin an der Uni Hohenheim

Eine eindeutige Prognose zur Anzahl und Verbreitung der Blutsauger in Deutschland gibt es nicht. Die Zeckenaktivität variiert in Deutschland sehr stark. Interessierte können sich auf Webseiten wie etwa Zecken-Radar.de orientieren.

Generalist: Der "gemeine Holzbock"

Der gemeine Holzbock ist ein sogenannter Generalist, sagt Ute Mackenstedt. Diese Zeckenart saugt Blut an vielen verschiedenen Wirten: an Nagetieren, Vögeln, Rehen, Füchsen, Igeln – und eben auch am Menschen. Dabei können Krankheitserreger übertragen werden.

"Der gemeine Holzbock kann von einem Wirt Krankheitserreger aufnehmen und dann auf einen anderen Wirt übertragen."
Ute Mackenstedt, Zeckenforscherin an der Uni Hohenheim

Der gemeine Holzbock sei quasi blind und orte einen Wirt auf Grund von dessen Geruch. Dass er sich von Bäumen fallen lasse oder Menschen gar gezielt von dort anspringe, sei falsch, so die Zeckenforscherin.

Vorsicht bei hohen Wiesen

Auf naturbelassenen Wiesen ist die Wahrscheinlichkeit schon höher. Dort können wir uns die Zecken im Vorbeigehen einfangen. Hohe Wiesen binden eine gewisse Feuchtigkeit, dort können die Zecken länger überleben und kommen dementsprechend häufiger vor.

Auf einer ganz kurz abgemähten Wiese würden sie dagegen innerhalb kurzer Zeit sterben, erklärt Ute Mackenstedt. Der gemeine Holzbock ist nämlich sehr anfällig gegen Austrocknung.

Larvennester auf Schafweiden

Auf einer Weide, auf der Schafe grasen, ist auch Vorsicht geboten. Eines oder mehrere Schafe könnten eine Zecke gehabt haben. Wenn es ein Weibchen war und sich dieses Weibchen dann wieder auf die Wiese fallen lässt und dort 1500 bis 2000 Eier legt, aus denen dann irgendwann Larven schlüpfen… - dann kann man sich dort auch noch lange Zeit nach dem Besuch der Schafherde Zecken einfangen. Bei Hunden sei das häufiger zu finden, sagt Ute Mackenstedt: Wenn diese ihre Schnauze in ein Larvennest hineinstecken, könnten schnell mal 20 oder 30 Zecken auf der Hundenase Blut saugen.

Übrigens: Eine Zecke zu entfernen ist keine Kunst. Mit einer Zeckenzange solltet ihr sie "so hautnah wie möglich packen und kontrolliert, nicht ruckartig, herausziehen oder herausdrehen".

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