Heimat verteidigenWann wir zur Waffe greifen würden

Pazifismus, Militarismus und Gewaltbereitschaft: Mindestens diese drei Haltungen sind gerade bei vielen in Bewegung geraten. Drei Männer erklären ihre Positionen: Claas will zur Bundeswehr, Anıl schreibt weiter und Felix beruhigt sich und sein Umfeld.

Würde ich auch zur Waffe greifen, um mein Land zu verteidigen? So, wie es die ukrainischen Männer und auch Frauen tun? Diese Frage haben sich sicherlich viele gestellt. Und nicht wenige von uns sind auch sehr beeindruckt von der Courage der Menschen in der Ukraine – denen seit dem russischen Angriffskrieg auch nicht viel mehr übrig bleibt als zu kämpfen.

Bundeswehr als Berufswunsch

"Ich würde definitiv meine Heimat verteidigen auch ohne Ausbildung", sagt Claas. Der Schüler möchte sich nach dem Abitur definitiv 12 Jahre oder mehr verpflichten. Er sieht die Bundeswehr als Arbeitgeber, der ihm Ausbildungschancen und die Möglichkeit eines Studiums bietet.

"Ich bin seit mehreren Jahren im Schützenverein. Mir ist der Umgang mit einer Waffe nicht neu."
Claas, Schüler, plant sich mindestens 12 Jahre bei der Bundeswehr zu verpflichten

Claas sagt, er tendiere im Moment zu Ingenieurswesen beziehungsweise Maschinenbau. Er hat bereits in der niedersächsischen Von-Düring-Kaserne ein Praktikum gemacht.

Er teile grundsätzlich einen patriotistischen Gedanken, habe ein Grundinteresse an Technik und Waffen. Einige Nachteile sieht er auch, zum Beispiel, dass er sich bei der Bundeswehr nicht so sehr an einen Ort binden kann. Er pflege selbst eine eher pazifistische Einstellung und gehe Gewalt aus dem Weg. Sein Beruf sei dann etwas anderes.

Militarisierung als Risiko

Schon die mediale Omnipräsenz von Männern in Militäruniformen im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine findet Fikri Anıl Altıntaş störend. Mehr noch: die damit einhergehende Militarisierung selbst sei ein Risiko für unsere Sicherheit. Der Autor schreibt vor allem über Männlichkeit und Rollenbilder und macht zu dem Themenbereich einen Newsletter.

"Wir dürfen nicht vergessen: Diese Militarisierung führt zu noch mehr Konflikten, noch mehr Bedrohungen, die dann unsere Sicherheit gefährden."
Fikri Anıl Altıntaş, Autor

Anıl sagt: "Das führt unterbewusst zu einer Retraditionalisierung von Geschlechterbildern und Geschlechterrollen." Konkret sagt der Autor dazu: "Es setzt sich gerade in der medialen Debatte ein Wunsch nach einer gesellschaftlichen Ordnung durch, in der Männer führen, lenken und für Sicherheit sorgen."

"Dieses Sicherheitsverständnis ist in unserer Gesellschaft immer noch mit einer bestimmten Männlichkeitsperformance verbunden: Stärke zeigen, verteidigen, Widerstand leisten, Dominanz und Macht."
Fikri Anıl Altıntaş, Autor

Der Krieg gegen die Ukraine habe ihn nicht grundsätzlich trauriger gemacht, sagt Felix. Er ergänzt: " Ich sehe jetzt noch keine konkrete Gefahr für mich." Statt Trauer, überwögen wohl eher andere Gefühle: "Ich denke, dass Ängste und Panik jetzt auch eine neue Lebenserfahrung sind." Er könne die Frage nicht beantworten, ob er im Verteidigungsfall zur Waffe greifen würde.

"Ich merke es im Freundeskreis. Viele, die jetzt Angst haben, dass der Krieg jetzt auch nach Europa kommt."
Felix, ist gegen die Wehrpflicht und dennoch kein Pazifist

Die Bundeswehr kennt auch er nur von außen: Die Wehrpflicht wurde gerade abgeschafft, als er drangekommen wäre. Grundsätzlich findet er es gut, dass ein Land eine Armee hat, eine Streitkraft. Er sagt, er habe beobachtet, dass der Respekt gegenüber Menschen in Uniform immer mehr abnehme.

"An sich finde ich es in Ordnung, dass wir auf das Zwei-Prozent-Nato-Ziel zugehen. Dafür gibt es letztendlich auch Verträge und Bündnisse."
Felix, ist gegen die Wehrpflicht und dennoch kein Pazifist

Unser Bild zeigt ein Gewehr des Typs G36. Es handelt sich dabei um die Standard-Langwaffe der Bundeswehr.

Mehr zum Thema: