11 Tage wachRadrennen fast ohne Schlaf – wie geht das, Christoph Strasser?

Christoph Strasser ist sechsfacher Sieger des "Race Across America", ein extrem langes Radrennen. Etwa 5.000 Kilometer geht’s von der Westküste der USA zur Ostküste.

2023 hat er außerdem das "Transcontinental Race" gewonnen. Auch das ist ein langes Radrennen. Es führt durch Europa und teilweise auch durch Asien und ist etwa 4.000 Kilometer lang. Es gilt als das härteste Ultracycling-Rennen, das es gibt.

Bei diesem Rennen sind die Fahrer*innen auf sich allein gestellt. Sie bekommen Start, Ziel und ein paar wenige "Checkpoints" vorgegeben, die sie passieren müssen. Dazwischen planen sie die Strecke selbst, schlafen am Straßenrand, an Bushaltestellen oder in Unterkünften, die sie sich recherchieren. Hilfe von außen anzunehmen, ist weitestgehend verboten.

Bei anderen Rennen ist es sogar noch weniger: "Das 'Unknown Race' wo ich heuer mitgefahren bin, das waren 1.000 Kilometer. Und das ist gerade so die Grenze, wo es ausnahmsweise komplett ohne Schlaf geht, wenn man da ungefähr so in zwei Tagen durch ist", sagt der Extremsportler.

Für den Körper ist all das eine enorme Herausforderung. Aus der Schlafforschung wissen wir: "Der Schlaf ist wichtig für das Funktionieren des Immunsystems, aber auch für den Stoffwechsel und unsere Gehirnfunktionen", sagt Schlafforscherin Dr. Christine Blume von der Uni Basel. "Und da spielt es dann eben auch mit rein, dass zum Beispiel die Stimmung schlechter wird oder man dünnhäutig wird. Das ist einfach keine Situation, für die unser Körper gemacht ist."

Christoph kennt aus seinen Rennen, dass die Stimmung und die Motivation wichtige Faktoren sind. "Ich glaube: Jeder, der das einmal gemacht hat, dass er eine Nacht nicht zum Schlafen kommt, der kennt das irgendwie", sagt er. "Also das sind Dinge, die ich natürlich auch spüre: einfach schlechte Laune, man wird vergesslich, man hat ein bisschen Selbstmitleid. Wenn es dann noch dazu regnet und kalt ist..."

Angst, Reizbarkeit und Entfremdung

Manchmal geht es bei Christoph auch so weit, dass er Dinge sieht oder fühlt, die nicht da sind. "Hin und wieder bildet man sich Dinge ein: Man fährt zum vierten Mal den gleichen Anstieg oder man fährt da irgendwie immer im Kreis oder plötzlich denkt man sich, das kenne ich schon, da bin ich schon einmal gewesen, obwohl das unmöglich ist", erzählt er.

Auch das liegt am Schlafmangel, sagt Schlafforscherin Christine Blume: "Man weiß aus der Forschung: Schon nach 24 bis 48 Stunden ohne Schlaf treten die ersten Symptome auf. Also Angst, auch Reizbarkeit und ein Gefühl der Entfremdung. Aber auch Wahrnehmungsverzerrungen."

Warum Christoph Strasser die Rennen trotzdem liebt, wie er sich danach fühlt und ob er dann erst einmal mehrere Tage durchschlafen muss, das erzählt er in dieser Folge Über Schlafen mit Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge und Schlafforscherin Christine Blume.

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