Im Gegensatz zu Doping in der Bundesrepublik war Doping in der DDR staatlich reguliert. Aber war es dadurch für die Sportlerinnen und Sportler sicherer? Ein Vortrag der Historikerin Jutta Braun.
Sport in der DDR war mehr als nur Wettkampf. Erfolge auf internationaler Bühne galten als Beweis für die Überlegenheit des kommunistischen Systems. Um Siege zu sichern, förderte der Staat systematisch Doping.
"Teilweise wurde den Kindern erzählt, bei den Dopingmitteln handele es sich um Pillen, die gegen den Trennungsschmerz vom Elternhaus helfen würden."
Jutta Braun ist Historikerin am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Zusammen mit ihrem Kollegen Rene Wiese hat sie Ermittlungs- und Gerichtsprotokolle ausgewertet und Aussagen von Funktionären, Trainern und Sportlerinnen und Sportlern analysiert. In ihrem Vortrag beschreibt sie ein Dopingsystem mit zahlreichen Mitwissern und Kollaborateuren.
Doping bei Kindern und Jugendlichen
Gedopt wurde auch in unteren Leistungsklassen und in den Kinder- und Jugendsportschulen, sagt Jutta Braun. Die Dopingmittel richteten dort teilweise schwere körperliche Schäden an. In ihrem Vortrag zeigt sie, wie Sportlerinnen und Sportler unter Druck gesetzt wurden, sich Dopen zu lassen.
"Schwer geschädigte Jugendliche wurden gruppenweise in renommierten Kliniken abgestellt, um seelisch und physisch durch Anabolika völlig ausgelaugte Mädchen erstmal dem Blick der Allgemeinheit zu entziehen."
Jutta Braun ist Historikerin und leitet am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) die Abteilung "Regime des Sozialen". Ihren Vortrag "Zwangsdoping in der Diktatur?" hat sie am 28. Juni 2025 bei der Langen Nacht der Wissenschaften in der Geschäftsstelle der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin gehalten.
Unser Bild zeigt den Gewichtheber Gerd Bonk bei den Olympischen Spielen 1976, einen der weltweit erfolgreichsten Athleten seiner Disziplin. Er ist eines der bekanntesten Opfer des staatlichen Dopings in der DDR.