ProtestkleidungMode ist immer politisch

Gestern war die Verleihung der Golden Globes in Hollywood - die erste große Veranstaltung der Branche nach dem #MeToo-Skandal um Filmproduzent Harvey Weinstein. Die Stars haben aus diesem Anlass ein Zeichen gesetzt: Sie trugen (fast) ausschließlich schwarze Kleider, um gegen Sexismus in der Filmbranche zu demonstrieren. Wir haben nach weiteren Beispielen für Protest in der Mode gesucht.

Die Fashion Weeks von 2017 strotzten nur so vor politischen Statements. Der neue Chefdesigner bei Calvin Klein, Raf Simons, spielte David Bowies "This is not America", von Dior kam ein viel diskutiertes weißes Statementshirt mit dem Slogan: "We should all be Feminists". Egal, ob Feminismus, Sexismus, Klimawandel oder Flüchtlingspolitik – Mode funktioniert aktuell, mehr denn je, als Spiegel der politischen Weltlage.

"Sicherlich ist die Modeindustrie politisiert wie noch nie. Das betrifft Verschiedenes, aber besonders die Ablehnung von Trumps Politik."
Barbara Vinken, Literaturprofessorin und Autorin des Buches "Das Geheimnis der Mode"

Barbara Vinken ist Professorin für Literaturwissenschaft und romanische Philologie. Sie hat auch das Buch geschrieben "Das Geheimnis der Mode". Sie glaubt, dass die Modeindustrie sehr politisiert ist - vor allem auch wegen US-Präsident Donald Trump. Denn viele der Messages kontern letztlich seine Äußerung "We have to grab them by the Pussy". Überhaupt, sagt sie, sei Feminismus gerade generell modern.

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Eine echte Moderevolution zu starten, ist heute allerdings nicht mehr ganz so einfach, wie zum Beispiel noch in den 50er Jahren, als die Bluejeans, die Arbeiterhose schlechthin zum Symbol der rebellischen Jugend wurde. Oder in den 60ern, als der Minirock plötzlich Frauenknie entblößte. Und auch Yves Saint Laurents erster Smoking für Frauen war für viele zunächst ein Schock. Trotzdem gibt es auch aktuell einen neuen Trend in der Mode zu beobachten, sagt Barbara Vinken: "Heute ist es so, dass sich die Männer an weibliche Moden anpassen - Rüschen, durchsichtig, farbenfroh, Blumen, Sexyness. Und viele ziehen das heute an und man kann nur hoffen, dass das mehr wird."

Vivienne Westwood, Sex Pistols und der Punk

In den 80ern prägte die britische Designerin Vivienne Westwood entscheidend die Mode der Punkära. Der spätere Manager der Sex Pistols wurde der Vater ihres zweiten Sohnes. Westwood trug die Haare knallorange, hochgestylt und verarbeitete mit Hingabe Sicherheitsnadeln, Fahrradketten, Rasierklingen und protestierte selbst mit Hühnerknochen auf Kleidern gegen das piekfeine Establishment. Und bereits damals war es angesagt Motto-T-Shirts zu tragen. 

"Man hat es vielleicht mal vergessen, aber Mode war immer geschlechterpolitisch. Der Bürger zieht sich anders an als der Aristokrat, Männer anders als Frauen."
Barbara Vinken, Literaturprofessorin und Autorin des Buches "Das Geheimnis der Mode"

Models mit erhobener Faust, mit pinkem Pussyhat - also dem Häkelhut, mit dem Millionen Menschen in den USA gegen Donald Trump auf die Straße gegangen sind. Barbara Vinken vermutet, dass es nicht leiser werden wird auf den Laufstegen, 2018 erst recht nicht. Sie sagt, die Geste der Hollywoodstars bei den Golden Globes, nur schwarz zu tragen, sei richtig und sehr wirkungsvoll.

"Frauen haben der Bürde, dass sie erscheinen als das Bunte, Farbenfrohe der Natur, dem haben sie entsagt und Trauer getragen - in Zeiten, in denen die Liebe verkommen ist zu einem Ausbeutungs-, Macht und Erpressungsspiel."
Barbara Vinken, Literaturprofessorin und Autorin des Buches "Das Geheimnis der Mode"

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