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Der Abfluss ist verstopft, das Internet muss angeschlossen werden: Handwerker helfen. Aber wenn sie dann in unserer Wohnung sind, wissen wir manchmal nicht, wie wir uns verhalten sollen. Anastasia erzählt, wie sie reagiert hat, als Handwerker bei ihr waren. Tom ist Tischler. Er findet Hausbesuche mal schön, gelegentlich aber auch merkwürdig. Was wir in solchen Situationen tun können, um uns zu entspannen, erklärt Psychologin Main Huong Nguyen.

Anastasia ist gerade erst in ihre erste eigene Wohnung gezogen. Sie lebt in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Als kürzlich ein Handwerker zu ihr kam, war anfangs noch alles in Ordnung. Später wusste sie aber nicht mehr so recht, wohin mit sich.

"Ich hab mich so unglaublich unnütz gefühlt und so faul, weil da jemand sitzt, der die ganze Arbeit macht und du sitzt auf deinem Bett und machst es dir bequem. Ich hab mich unfassbar asozial gefühlt."
Anastasia, Social-Media-Managerin

Zum einen fühlte sie sich nutzlos, weil sie nichts zur Reparatur beisteuern konnte, zum anderen empfand sie es auch als seltsam, dem Handwerker zuzuschauen, ohne selbst produktiv zu sein. Deswegen hat sie sich mit dem Smartphone auf ihr Bett gesetzt und angefangen zu arbeiten, um die Zeit zu überbrücken, erzählt sie.

Anastasia fühlt sich unwohl mit dem Handwerker

Nach circa einer Viertelstunde wurde es dann aber richtig merkwürdig, fand Anastasia: Die Installation war wohl anstrengend und der Handwerker begann laut zu atmen und zu schnaufen. Sie hatte kurz den Impuls, Musik anzumachen, ließ es dann aber bleiben, weil sie fürchtete, das könnte auch einen seltsamen Eindruck machen.

"Nach 15 Minuten höre ich ihn nur noch atmen und schnaufen und ich war so: 'Mach' ich jetzt Musik an oder ist das dann auch weird, wenn ich plötzlich mit Harry Styles durch die Tür komme'."
Anastasia, Social-Media-Managerin

Für den nächsten Handwerkerbesuch hat Anastasia sich vorgenommen, Kaffee anzubieten und den oder die Handwerker*in zu fragen, welche Musik er oder sie gerne hört, um dann eventuell eine Playlist abzuspielen. Auch selbst nebenher zu arbeiten, empfindet sie als eine gute Strategie, um die Situation ein wenig zu normalisieren.

Tischler Tom wünscht sich mehr Vertrauen

"Es kann super merkwürdig sein, wenn man merkt, dass der Kunde oder die Kundin einem wenig Vertrauen entgegenbringt und einem permanent auf die Finger guckt", sagt Tom, der als Tischler auch gelegentlich mal zu Kunden nach Hause fährt. Eigentlich findet er Außentermine gut, weil es ihm die Möglichkeit gibt, die Werkstatt mal zu verlassen. Und es ist für ihn auch ein sehr befriedigendes Gefühl, einen Auftrag, den er in seiner Werkstatt begonnen hat, in der Wohnung zu finalisieren.

"Die unangenehmste Situation: Ich war mal bei einer sehr rüstigen alten Dame, die dann immer mehr flirty und touchy wurde, und das war dann einfach strange."
Tom, Tischler

Tom hat schon viele unterschiedliche Situationen erlebt: Über ein großzügiges Trinkgeld freut er sich natürlich, über merkwürdige Annäherungsversuche selbstverständlich gar nicht. Wenn Auftraggebende erst einmal offen sind, können Begegnungen auch sehr nett sein, sagt er.

Unser Zuhause ist ein Ort der Geborgenheit

Auch die Psychologin Main Huong Nguyen kennt das Unwohlsein, das wir empfinden können, wenn sich jemand Fremdes in der eigenen Wohnung aufhält. Sie hat einen klaren Ablauf für Handwerksbesuche: Sie begrüßt die Handwerker, bietet Wasser oder Kaffee an, versichert sich noch einmal, was genau gemacht wird und begibt sich dann in einen Nebenraum.

"Wir haben auch psychische Grundbedürfnisse, zum Beispiel Orientierung und Kontrolle, das bedeutet übersetzt eigentlich: Sicherheit. Wenn Menschen reinkommen in den 'safen Space', dann wird dieses Sicherheitsbedürfnis aktiviert."
Main Huong Nguyen, Psychologin

Main Huong sagt, dass wir möglicherweise eine Verunsicherung spüren, weil unsere eigenen vier Wände in der Regel ein Ort der Geborgenheit und
Regeneration sind. Sobald jemand Fremdes diesen Raum einnimmt, den wir sonst für uns selbst haben, kann unser psychisches Grundbedürfnis nach Orientierung und Kontrolle gestört werden.

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Shownotes
Awkward
Wenn Handwerker zu uns kommen
vom 13. Oktober 2023
Moderation: 
Caro Nieder
Gesprächspartnerin: 
Anastasia, findet Handwerkerbesucher oft seltsam
Gesprächspartner: 
Tom, Tischler, findet wichtig, dass der Kunde ihm Vertrauen entgegenbringt
Gesprächspartnerin: 
Main Huong Nguyen, Psychologin
  • Umfrage "Wie fühlst du dich mit Handwerkern in deinem Zuhause?"
  • Anastasia: "Es ist so schrecklich nicht zu wissen, was ich tun kann, wenn der Handwerker in meiner Wohnung ist."
  • Main Huong Nguyen, Psychologin: "Handwerker bei uns Zuhause clashen oft mit unserem Sicherheitsbedürfnis."
  • Tom, Tischler: "Auch für mich ist es manchmal komisch, in fremde Wohnungen zu gehen."