Supermärkte verschenken inzwischen Gummihandschuhe zum Einkaufen. Manche Menschen legen sie schon zu Hause an. Die Einweghandschuhe sehen vielleicht sicher aus, einen Schutz vor Ansteckung bieten sie allerdings nicht. Der Mediziner Marc Hanefeld erklärt warum.

Wir versuchen gerade viel, um eine Ansteckung mit Covid-19 zu vermeiden und andere vor uns zu schützen. Neben dem Mundschutz gehören für manche auch Einweghandschuhe zum Schutzprogramm – auch wenn es wenig sinnvoll ist.

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Für Marc Hanefeld sind Einweggummihandschuhe eine hygienische Sauerei. Der ehemalige Intensivmediziner und Hygienebeauftragter und jetzt Hausarzt in Bremervörde, sagt, dass sich die Handschuhe nur für bestimmte Maßnahmen eignen, etwa um sich vor Sekreten zu schützen. Ein hundertprozentiger Schutz sei damit aber nicht gewährleistet.

"Im Krankenhaus weiß man, dass diese normalen Untersuchungshandschuhe nicht dicht sind."
Marc Hanefeld, Arzt

Die negative Nebenwirkung der Handschuhe sei, dass man unter dem Plastik zusätzlich für Wachstum der Keimflora sorge, die man ganz normal an sich trägt.

Wachsende Keimflora

Dadurch würden am Ende sogar mehr Keime an der Hand landen als ohne die Handschuhe. Der natürliche Hautschutzmantel könne nicht mehr so gut funktionieren.

"Unser Hautschutzmantel schützt uns ganz gut vor Viren und Keimen – die Handschuhe dagegen nicht."
Marc Hanefeld, Arzt

Eine Kunststoffoberfläche könne unter Umständen durchaus mehr Viren und Keime abgeben als die menschliche Haut. Eine ähnliche Meinung hat auch die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene.

Abstoßendes Gummi?

Aus psychologischer Sicht ist es aber vielleicht sinnvoll, Einweghandschuhe zu tragen, sagen Befürworter. Weil das unangenehme Material davon abhält, sich häufig ins Gesicht zu fassen. Marc Hanefeld kann das nicht nachvollziehen. Zum einen würden sich die Menschen trotz der Handschuhe weiterhin im Gesicht berühren. Zum anderen setze er sich ja auch keinen Fallschirm auf, um sich im Auto daran zu erinnern, dass Autofahren gefährlich ist.

Durch die Einweghandschuhe türme sich zudem ein riesiger Müllberg auf. Die Handschuhe fehlten eher in den medizinischen Einrichtungen. Dort würden sie gebraucht.

Händewaschen statt Handschuhe

Zuverlässiger als Handschuhe helfe regelmäßiges und häufiges Händewaschen, empfiehlt Marc Hanefeld. Die Corona-Viren seien sehr empfindlich gegen Seife.

Der Mediziner erinnert außerdem daran, dass Hände und andere Oberflächen bei der Infektion mit Covid-19 nur eine Nebenrolle spielen. Die Tröpfcheninfektion, also die Übertragung von Mensch zu Mensch, bleibe hingegen der Hauptinfektionsweg.

Shownotes
Scheinbarer Infektionsschutz
Warum Handschuhe nicht schützen
vom 14. April 2020
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Marc Hanefeld, Arzt