Seit Jahren wird in der DR Kongo gekämpft. Doch nun eskaliert die Lage. Bei dem Konflikt geht es auch um Rohstoffe, unter anderem um Gold, das auch bei uns in Deutschland landet. Unsere Korrespondentin und eine Schmuckdesignerin erklären die Hintergründe.
Eigentlich müsste die Demokratische Republik Kongo eines der reichsten Länder der Welt sein. Ist es aber nicht. Ganz im Gegenteil. Seit knapp 30 Jahren herrscht Krieg, derzeit eskaliert die Lage im Osten des Landes. Alleine 400.000 Menschen sind seit Anfang 2025 vertrieben worden, so die Vereinten Nationen. "Die Menschen tragen ihr weniges Hab und Gut auf dem Kopf, am Körper und versuchen sich irgendwo in Sicherheit zu bringen", berichtet Antje Diekhans. Sie ist langjährige Korrespondentin für die Region. Die meisten der Menschen, die nun fliehen, haben bereits in Flüchtlingscamps gelebt. Nun müssen sie erneut weiterziehen.
Kobalt, Gold und Coltan fordern seit Jahrzehnten Opfer
Die Menschen fliehen vor der Rebellenmiliz M23, die die Millionenstadt Goma eingenommen hat, erklärt die Korrespondentin. Im Ostkongo gebe es Hunderte Milizen – die M23 sei besonders stark, unter anderem weil sie vom benachbarten Ruanda finanziert werde. Und Ruanda sei sehr am Gold interessiert, das es in Hülle und Fülle im Osten des Kongo gibt.
Doch es ist nicht nur Gold, über das der Kongo verfügt, sondern auch andere Bodenschätze wie Kobalt und Coltan, die weltweit für Handys und Computer gebraucht werden. Daher hat der Konflikt in der DR Kongo auch sehr viel mit uns zu tun, sagt Guya Merkle. Sie ist Schmuckdesignerin und will als Aktivistin einen Wandel in der goldverarbeitenden Industrie vorantreiben.
"Wenn Schmuck günstig ist, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass da auch Gold aus illegalen Minen drinstecken könnte."
Fakt ist, sagt Guya Merkle, dass das Gold, das wir in Deutschland kaufen, sehr sicher auch aus dem Kongo stammt. Und das bedeutet: Es wurde unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut.
Merkle, die illegale Goldminen besucht hat, erzählt von Einsturzgefahr, Kinderarbeit und von Haut, die ohne Schutz mit Quecksilber in Berührung kommt. Sie berichtet von Menschen, die einen minimalen oder oft auch gar keinen Lohn dafür bekommen, dass sie ihre Gesundheit und nicht selten ihr Leben einer immensen Gefahr aussetzen.
Steigender Goldpreis heizt Konflikt an
Dabei verdienen alle, die in der Lieferkette weiter oben stehen, sehr gut an dem Gold. "Zurzeit steigt auch noch der Goldpreis wie verrückt. Das heizt die Situation im Ostkongo natürlich an", macht Guya Merkle klar.
"Solange der Goldpreis dermaßen steigt, sehe ich wenig Chancen, dass der Konflikt eingedämmt wird."
Wer heute im Kongo lebt und 30 ist, hat noch nie Frieden erlebt. Die Menschen hier sind immer wieder vertrieben worden, führt Antje Diekhans aus. Es gebe auch Regionen, von denen man sagt, dort gebe es kaum eine Frau, die noch nicht sexuell missbraucht wurde. Denn: Vergewaltigung wird im Kongo immer wieder gezielt als Kriegswaffe eingesetzt.
Was zur Deeskalation beitragen könnte, ist eine große Frage, sagt die Korrespondentin. Eine Frage, auf die es kaum eine Antwort gibt. Derzeit versucht Kongos Regierung über den UN-Sicherheitsrat Sanktionen gegen Ruanda zu erwirken, damit keine Rohstoffe mehr ins Land importiert werden. Doch bislang, fasst Antje Diekhans zusammen, gibt es zwar viele Appelle für Frieden – ihnen folgt aber keine Handlung.
Verantwortung übernehmen – auch in der westlichen Welt
Guya Merkle ist der Auffassung, dass sich auf politischer Ebene etwas tun muss, damit das Problem ansatzweise behoben werden kann – oder anders gesagt: damit Menschen für die von uns heiß begehrten Rohstoffe nicht sterben müssen. "Auch unsere westliche Politik muss viel mehr Kontrollmechanismen und Regularien schaffen", fordert sie. Da gehe es ums Eingemachte, nämlich um einen Strukturwandel.
"Bevor die Rohstoffe in unsere Smartphones und Laptops wandern, haben viele daran mitverdient – nur nicht die Leute aus der Region selbst."
Die Beschaffenheit von Gold macht es zudem sehr leicht, die Intransparenz aufrechtzuerhalten, erklärt Guya Merkle. Denn bevor Rohgold zu beispielsweise Schmuck verarbeitet werden kann, muss es raffiniert werden. Von da an sei es dann allerdings gar nicht mehr möglich zu sagen, aus welcher Region der Erde es stammt.
Hinzukommt, dass die internationalen Märkte über viele Mechanismen verfügen, um Gold in andere Länder zu schmuggeln – zum Beispiel nach Uganda. Von dort gelange es dann etwa in die arabischen Emirate und anschließend zu uns nach Deutschland.
Wer Gold kauft, sollte nach Zertifikaten fragen
Wenn Gold sich also so leicht reinwaschen lässt: Was können wir machen, wenn wir Gold kaufen wollen? Eine Garantie gibt es leider nicht, sagt Guya Merkle. Auf ein Fairtrade- oder ein Fairmined-Zertifikat könne man sich aber in der Regel schon verlassen. Und wenn als Herstellungsort Deutschland angegeben ist, könne man davon ausgehen, dass es sich nicht um Gold aus illegalen Minen handelt, sondern um recyceltes Gold.
Apropos Recycling: Am nachhaltigsten ist es, wenn wir auf den Neukauf einer Kette oder eines Rings verzichten und uns stattdessen die Goldkette von Oma umarbeiten lassen, sagt Guya Merkle. Ansonsten rät sie, im Geschäft immer kritisch nachzufragen, auf Zertifikate zu achten – und vor allem nicht die Augen zu verschließen.
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