Jo ist froh, dass Freund*innen ihn auf Probleme in seiner Beziehung angesprochen haben. Psychologin Dörthe Dehe rät in solchen Situationen zu einer vorsichtigen, aber klaren Kommunikation. Ein einmaliges Gespräch reicht dabei meist nicht.
Im Nachhinein war es eindeutig, dass er aus dieser Beziehung rausmusste. Sein damaliger Partner hat Jo physisch und psychisch Gewalt angetan. Da war er Anfang 20 und hatte komplett die rosarote Brille auf, wie er sagt. Aus dem Freundeskreis kamen zwar so Hinweise à la: "Der Typ ist irgendwie nicht so cool". Annehmen konnte Jo sie nicht. Sie haben ihn geärgert.
"So bin ich am Ende da rausgekommen, weil Leute, wo ich zu ihnen schon kam und kleine Sachen geäußert habe, ganz vorsichtig mitgegangen sind. Das hat geholfen."
Erst als er selbst merkte, dass es ihm mit der Beziehung nicht gut geht und entsprechende Signale aussenden konnte, von dem Zeitpunkt an, konnte er diese zweifelnden Kommentare annehmen. Also Hilfe. So wie sie gedacht waren.
Keine schnellen Erfolge
Er ist überzeugt, dass Drängeln, Forderungen und Ultimaten in vergleichbaren Situationen nicht helfen. Er sagt: "So eine Intervention funktioniert selten im Sinne von, dass man einmal was sagt. Und dann: Zackbumm ändert sich was."
Genau das ist auch Dörthe Dehes Erfahrung. Ja, wenn wir uns Sorgen machen, dürfen wir die Beziehungen anderer kommentieren, findet die Psychologin. Füge sich jemand Schaden zu oder gehe das Risiko ein, sich körperlich zu verletzen, ist in ihrem Wertesystem eine Linie überschritten und ein Grund da, diese Umstände auch anzusprechen.
"Ein einmaliges Gespräch wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bei jemand anderem nicht unmittelbar zu einer Verhaltensänderung führen."
Wenn es um die Beziehung anderer geht, könne der Einstieg ins Gespräch über Beobachtungen und eine möglichst konkrete Beschreibung der persönlichen Sorgen gelingen. Als Einstieg funktioniere vielleicht die Frage: Was habe ich denn überhaupt für Beobachtungen gemacht?
Treffen zum Austausch
Bei aller Vorsicht und Rücksichtnahme setzt Dörte Dehe aber auf Klarheit. Es helfe nicht, diplomatisch um den heißen Brei herumzureden, sagt sie. Grundsätzlich empfiehlt sie, solche speziellen Gespräche Face-to-Face zu führen. Eine Gruppenintervention könnte die Widerstände beim Gegenüber nur verstärken und verfestigen.
Jo und sein Freundeskreis haben mit Gruppengesprächen eher gute Erfahrungen gemacht. Manchmal treffen sie sich, wenn sie sich Sorgen um jemanden machen und tauschen sich aus. Jo findet, dass sich bei solchen Treffen ein klareres Bild von den jeweiligen Problemen ergeben kann.
Er sagt: "Tatsächlich ist der Austausch mit anderen total hilfreich, weil man eben seine eigenen Unsicherheiten abklären kann." So können Gespräche über Abwesende und deren Probleme gelegentlich eine Unterstützung sein, findet er.
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- Jo, hat erlebt, dass Drängeln von Freund*innen nichts bringt
- Dörthe Dehe, Psychologin