Künstliche Intelligenz wird vielen auf dem Jobmarkt Konkurrenz machen. Sie kann uns aber auch bei unserer Arbeit unterstützen. Vor allem, wenn Geschwindigkeit und Präzision nötig sind, wie zum Beispiel beim Simultandolmetschen. Manchmal wird aus einem Leberproblem aber Liverpool.
Beim Simultandolmetschen muss es schnell gehen. Und es erfordert viel Präzision und Konzentration. Es ist ein herausfordernder Beruf, weil man mit der Übersetzung beginnt, während der Sprechende weiterspricht. Zuhören und Übersetzen erfolgt zeitgleich oder nur um wenige Sekunden versetzt.
Tom Boudewijn arbeitet seit vier Jahren als Simultanübersetzer im Europäischen Parlament. In seiner Übersetzungskabine ist er dabei, wenn Fraktionssitzungen, Plenardebatten oder Treffen der Fraktionsspitzen stattfinden. Er ist einer von 240 Simultandolmetschern und übersetzt aus verschiedenen Sprachen ins Niederländische.
"Ich sehe ein großes Potenzial für mehr Technologie in der Übersetzungskabine."
Bei der anspruchsvollen Tätigkeit können Fehler vorkommen, vor allem bei Zahlen liegen Dolmetschende manchmal daneben. Das weiß auch Bart Defrancq, der ausgebildeter Dolmetscher ist und nun an der Universität Gent in diesem Bereich forscht.
Weniger Fehler dank Technologie?
Er entwickelt KI-basierte Programme, die künftig Zahlen und bestimmte Fachbegriffe aus vorhandenen Glossaren einblenden können. Etwas zeitverzögert könnte auch ein Transkript der jeweiligen Rede auf einem Display für den Dolmetschenden zu sehen sein. Diese Technologie könnte Übersetzenden die Arbeit deutlich erleichtern und bestimmte Fehler reduzieren.
KI-gestützte Übersetzungsprogramme müssen optimiert werden
Die Technik an Tom Boudewijns Arbeitsplatz ist bisher noch sehr übersichtlich: Mikrofon, Kopfhörer und ein Bildschirm, damit er auch die Gestik und Mimik der Redenden mitverfolgen kann. Bereits im kommenden Jahr könnte sich das für Dolmetscher, die bei der EU-Kommission arbeiten, schon ändern.
"Mein Interesse an Technologie für Dolmetscher stammt aus meiner Zeit als Student. Mir wurde, wie allen anderen Studierenden auch, beigebracht, dass Dolmetscher Probleme mit der Übersetzung von Zahlen haben."
Die technische Ausstattung könnte durch computergestützte Übersetzungsprogramme ergänzt werden, die zurzeit entwickelt werden. Tom Boudewijn hält das für eine notwendige Weiterentwicklung, in der viel Potenzial steckt.
Liverpool statt Leberproblem
Bisher sind die KI-basierten Tools nicht ganz fehlerfrei und liegen bei manchen Begriffen stark daneben. Sie müssen noch optimiert werden, bevor sie eingesetzt werden können.
Den Begriff "liver problems" (Leberprobleme) übersetzt ein Computerprogramm beispielsweise als "Liverpool". Weil dieser Begriff viel häufiger vorkommt und das Programm ihn leicht erkennt, aber eben auch dann, wenn etwas anderes gemeint ist. Eine sogenannte Halluzination, die das Programm zeitverzögert korrigiert, aber beim Simultandolmetschen ist das noch nicht effektiv genug.