Saudi-Arabien meldet über 1.300 Hitze-Tote beim diesjährigen Hadsch. Über 80 Prozent der Verstorbenen waren offiziell nicht registriert und hatten keinen Zugang zu gekühlten Räumen.
Der Hadsch ist die muslimische Pilgerreise nach Mekka in Saudi-Arabien, er dauert fünf Tage und findet einmal im Jahr statt. Das religiöse Ereignis findet jedes Jahr an einem anderen Datum statt und orientiert sich am islamischen Mondkalender. Dieses Jahr fiel es in eine besonders heiße Zeit: In Saudi-Arabien herrschen aktuell extreme Temperaturen von teilweise über 50 Grad.
Offiziell registrierte Pilgerinnen und Pilger haben Zugang zu klimatisierten Räumen. Unter den Toten waren größtenteils nicht-registrierte Menschen.
"Das ist ein extremes Großereignis mit 1,8 Millionen offiziell zugelassenen Pilgern. Und das alles innerhalb von fünf Tagen."
Beim Hadsch kommt es immer wieder zu Hitzetoten, Massenpaniken oder Ausbrüchen von Viruserkrankungen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne-Katrin Eutin. Dieses Jahr waren offiziell 1,8 Millionen Pilgerinnen und Pilger registriert – eine ungewisse Zahl an nicht-registrierten Menschen kommt dazu. Im Vergleich dazu: Bei der EM in Deutschland werden 2,7 Millionen Menschen erwartet. Diese werden jedoch über das Land und über einen viel längeren Zeitraum verteilt.
Hohe Kosten für Hadsch-Komplett-Reisepaket
Seit der Corona-Pandemie wurde das Verfahren in Saudi-Arabien zentralisiert. "Man muss sich auf einer Plattform registrieren – eine Einreise beispielsweise aus Deutschland ist anders gar nicht möglich. Man braucht auch ein spezielles Hadsch-Visum", erklärt Anne-Katrin Eutin. Es gibt Reiseunternehmen, die sich auf den Hadsch spezialisiert haben. Bouchra Aztout von der Essener Reiseagentur Balcok erklärt, dass sie eng mit saudischen Unternehmen zusammenarbeiten und Pilgerinnen und Pilgern ein komplettes Paket anbieten.
"Bei den Reise-Paketen kann man so mit 8.000 Euro rechnen. Nach oben sind dem Ganzen aber keine Grenzen gesetzt."
Von der Registrierung über die Auslandsüberweisungen, Hotels, klimatisierte Zelte bis hin zur Begleitung von Guides vor Ort wird sich hier um alles gekümmert. Das Ganze kostet 8.000 Euro – mindestens. Denn nach oben gibt es beim Preis quasi keine Grenzen. Ein hohes Investment, was allerdings für Muslime laut Koran einmal im Leben verpflichtend ist, solange sie körperlich und finanziell dazu in der Lage sind.
Pilgerreise als letzter Akt im Leben
Die Belastung ist gerade für ältere Pilgerinnen und Pilger sehr hoch, dessen sind sie sich auch bewusst. Sie wollen sich das als letzten Akt im Leben noch erfüllen und sagen, es sei ein "schöner Tod, weil man seine Pflicht vollzogen und frei von Sünden" sei, erklärt Bouchra Aztout.
"Viele sagen, es ist ein schöner Tod, den man dort hat. Weil man seine Pflicht vollzogen hat und quasi frei von jeglichen Sünden ist."
Die saudischen Behörden bemühen sich um Verbesserungen – doch die vielen unregistrierten Pilger machen eine vollständige Kontrolle schwierig.
Aufgrund der zahlreichen Hitzetoten dieses Jahr hat die ägyptische Regierung 16 Reiseveranstaltern, die illegal Reisen für nicht registrierte Pilger organisiert haben, die Lizenzen entzogen.