Die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Madita Oeming forscht zum Thema Pornografie. In Eine Stunde Liebe erklärt sie, warum sich der Begriff Pornosucht so erfolgreich verbreitet, warum der Humor aus Pornos verschwunden ist und welche Rolle Moral bei dem Ganzen spielt.

Warum wurde früher beim Pornos gucken gelacht und heute nicht mehr? Wie sexuell befreit sind wir wirklich? Und wieso wird bei Pornos zwischen moralisch wertvollen und moralisch verwerflichen Filmen unterschieden? Das sind Fragen, mit denen sich die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Madita Oeming von der Universität Paderborn in ihrer Forschung befasst.

Ihr Spezialgebiet ist die Pornografie. Sie promoviert zum Thema Porno-Sucht und stellt in ihrer Dissertation unter anderem die Frage, wie es Medien und der öffentliche Diskurs geschafft haben, einen Großteil der Gesellschaft von der Existenz einer Krankheit zu überzeugen, die es offiziell gar nicht gibt.

"Die Porno-Sucht ist eine sehr erfolgreiche Erzählung."
Madita Oeming, Kulturwissenschaftlerin

Obwohl im Netz nämlich unzählige Programme zu finden sind, mit denen sich vor allem Männer selbst von der Porno-Sucht heilen können, ist Porno-Sucht medizinisch gesehen gar keine offizielle Krankheit. Dass sich das Thema so gut verkauft, liegt auch daran, dass es dabei um tief sitzende Ängste geht.

Zum Thema Pornografie ist Madita Oeming eher zufällig gekommen. Während ihres Studiums wollte sie eigentlich eine Hausarbeit über den Literaturklassiker Moby Dick schreiben. Bei der Recherche ist sie aber statt bei Kunst immer wieder bei Porno-Verweisen gelandet.

"Wenn man auf der Google-Imagesuche ein paar Seiten fortgeschritten ist, kommt man immer wieder über irgendwelche Links zu Porno-Seiten. Mich hat das am Anfang fast genervt, irgendwann bin ich aber neugierig geworden bei einem Film und hab einfach mal drauf geklickt."
Madita Oeming, Kulturwissenschaftlerin

Heute gibt Madita Oeming Uni-Seminare, in denen Pornos wissenschaftlich analysiert werden. Bei Eine Stunde Liebe erzählt sie, warum es Frauen in der Wissenschaft ausgerechnet auf diesem Gebiet leichter haben und warum der Humor aus Pornos verschwunden ist.

Shownotes
Kulturwissenschaften
Pornos und Moral
vom 03. April 2020
Moderatorin: 
Anke van de Weyer