Das TiergesprächGeier sterben durch Bleivergiftung

Geier haben vielleicht nicht den besten Ruf, als "Biobestatter" haben sie aber eine für die Natur wichtige Funktion. Inzwischen gehören Geier zu den meist gefährdeten Vögeln weltweit.

In einigen Ländern sind Geier schon vom Aussterben bedroht, was aber nicht daran liegt, dass sie übermäßig gejagt werden. Meist liegt es daran, dass sie vergiftete Kadaver fressen. 

In Südafrika zum Beispiel sterben besonders viele Weißrückengeier, weil Trophäenjäger Jagd auf horntragende Antilopen machen. Von den erschossenen Tieren trennen sie den Kopf ab, lassen den mit der Munition versehenen Körper aber liegen. 

Das Problem ist, dass die Kadaver der Antilopen mit dem Blei der Kugeln vergiftet sind. Sobald die Weißrückengeier sich über die Kadaver her machen, tragen sie schwere und letztlich tödliche Bleivergiftungen davon.  

Blei ist ein hochgiftiges Schwermetall, das das zentrale und das periphere Nervensystem schädigt. Außerdem beeinträchtigt Blei die Bildung von roten Blutkörperchen und führt zu Magen-Darm-Krankheiten und Nierenschäden. Hinzukommt, dass Blei vom Körper nicht abgebaut werden kann - bei Geiern nicht und bei Menschen auch nicht, was unter anderem zu verschäften EU-Verordnungen zum Umgang mit Blei geführt hat.

Bleimunition tötet Vögel auf der ganzen Welt

Nicht nur die Weißrückengeier ist betroffen. Auch der ebenfalls vom Aussterben bedrohte kalifornische Kondor stirbt durch einen indirekten Effekt.

Der Kondor ist einer der größten Vögel Nordamerikas - von ihnen gibt es nur noch weniger als 200 freilebende Exemplare - und Forscher der University of California haben bei Blutuntersuchungen an den Tieren festgestellt, dass jeder Fünfte so viel Blei im Körper hatte, dass er ohne Entgiftung durch Blei bindende Mittel gestorben wäre.  

"Die Wissenschaftler fanden mehr als 450 Nanogramm Blei pro Milliliter Blut. Die Tiere bekamen Blei bindende Substanzen verabreicht."
Mario Ludwig, Deutschlandfunk Nova

Bleimunition tötet auf der ganzen Welt Vögel - auch Enten, Schwäne oder Gänse zum Beispiel, weil sie die Bleikugeln mit Futter verwechseln. Sie gelangen entweder durch Fehlschüsse in die Umwelt oder dadurch, dass Jäger den Schusskanal der erlegten Tiere samt Kugel herausschneiden und diesen liegen lassen. 

Umweltschützer fordern schon seit langem ein weltweites Verbot von Bleimunition. Die EU-Kommission arbeitet gerade an einer einheitlichen Regelung.

In Deutschland ist die Jagd mit Bleimunition in einigen Bundesländern wie etwa Schleswig-Holstein generell oder zumindest in der Nähe von Gewässern verboten. Jäger hingegen wollen daran festhalten, weil Blei effektiver als Kupfer- und Stahlmunition sei.

Weitere Tiergespräche: