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Computerdating gab es bereits lange vor den heutigen Dating-Apps. Der Historiker Michael Homberg zeigt in seinem Vortrag, welche Hoffnungen und Ängste die Menschen Mitte des 20. Jahrhundert mit digitalem Dating verbunden haben.

Digitales Dating verbinden wir mit Tinder, Paarship und Co, aber computergestützes Dating gab es auch schon vor dem Internet. Michael Homberg ist Historiker und forscht zu digitalem Dating. In seinem Vortrag nimmt er uns mit in die 1950er und 1960er Jahre. Damals hieß digitales Dating elektronische Partnervermittlung und die Algorithmen waren noch sehr einfach gestrickt, aber bereits damals veränderte der technologische Fortschritt das Kennenlernen.

Singles als Konsumgruppe entdeckt

Für die Agenturen war der Computer eine Möglichkeit, sich seriös und wissenschaftlich zu präsentieren und an Hoffnungen anzuknüpfen, die Menschen mit dem Computer verbanden, sagt Michael Homberg.

"Computer, wie es sie in den 1950er-Jahren gab, waren in erster Linie ein Werkzeug einiger weniger Akademiker. Nur die wenigsten Menschen hatten in ihrem Leben schon einmal einen Computer gesehen."
Michael Homberg, Historiker

In der Konsequenz war der Rechner vor allem ein Marketinginstrument, doch das digitale Dating trug auch zur Kommerzialisierung des Kennenlernens bei. "Indem die Agenturen die Singles als neue Konsumgruppe entdeckten, trugen sie so zur Ausbildung eines eigenen Datingmarktes bei", erklärt der Historiker.

"Eine Geschichte des Computerdatings kann zugleich eine Sozial-, Medien- und Kulturgeschichte des Kennenlernens sein, eine Geschichte der Emotionen, eine Konsumgeschichte oder eine Technikgeschichte des digitalen Zeitalters."
Michael Homberg, Historiker

In seinem Vortrag zeigt Michael Homberg, warum der Computer einerseits zu einer Liberalisierung der Liebe beitrug, andererseits aber auch überkommene Muster der Diskriminierung reproduzierte.

Michael Homberg ist Historiker und leitet am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) die Abteilung zur Geschichte der Medien- und Informationsgesellschaft. Sein Vortrag heißt "Der Algorithmus der Liebe - Die Geschichte des Computer-Datings in den USA und Europa" und er hat ihn am 28.6.2025 im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften in der Geschäftsstelle der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin gehalten.

Tipp: Hörsaal live!

Wenn ihr den Hörsaal mal live erleben wollt – dann kommt am 19.09.2025 ins Naturkundemuseum in Berlin. Wir sind Teil des Beats’n’Bones-Podcast-Festivals und zwischen Saurierskeletten könnt ihr jede Menge Wissenschafts-Podcasts live erleben. Auf der Hörsaal-Bühne gibt es einen Vortrag über Bevölkerungspolitik und Nachhaltigkeit.

Und am 31.10.2025 sind auf der Bühne beim Silbersalz Science & Media Festival in Halle an der Saale. In dem Talk geht es darum, wie Künstliche Intelligenz unsere kollektive Intelligenz und unsere Kommunikation verändert und wie wir damit unser Zusammenleben von morgen gut gestalten können.

Shownotes
Algorithmus der Liebe
Der Ursprung des digitalen Datings
vom 11. September 2025
Moderation: 
Nina Bust-Bartels
Vortragender: 
Michael Homberg, Historiker am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)