Gold erlebt ein Comeback. Doch wie investiert man sinnvoll – physisch, digital, gestückelt? Und was bedeutet es, wenn Staaten ihr Gold im Ausland lagern? Wer jetzt einsteigt, sollte mehr als nur den Tagespreis im Blick haben.

Ob Schmuck, Bauteil in Smartphones oder Wertanlage – Gold spielt in vielen Bereichen eine Rolle. Besonders in Krisenzeiten suchen viele Anleger:innen nach Sicherheit. Und genau die verspricht das Edelmetall.

"Gold wird immer gebraucht – für Schmuck, für die Industrie, für die Medizin. Aber vor allem ist es eine gesuchte Wertanlage, gerade in Krisenzeiten."
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven

Er betont, dass Gold nicht nur in der Industrie, sondern vor allem als Krisenschutz gefragt sei – zuletzt etwa nach der Eskalation zwischen Israel und dem Iran. Auch hohe Inflationsraten der letzten Jahre hätten die Nachfrage verstärkt.

Lohnt sich Gold als private Geldanlage?

Die Zahlen sprechen für sich: Innerhalb von fünf Jahren hat sich der Goldpreis ungefähr verdoppelt. Aber: Das ging nicht ohne Schwankungen.

"Gold ist eine relativ sichere Anlage – aber du brauchst einen langen Atem."
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven

Lieven macht klar, dass Gold im Gegensatz zu klassischen Bankanlagen keine Zinsen abwirft – es steige im Wert nur, wenn die Nachfrage steigt.

Wer also kurzfristig verkaufen müsse, etwa wegen unvorhergesehener Ausgaben, könne schnell Verluste machen. So hätten Käufer:innen, die Anfang 2022 investierten und das Gold bald wieder verkaufen mussten, bis zu 20 Prozent Verlust erlitten.

Langfristiges Denken sei daher entscheidend. Gold eigne sich vor allem als stabile Beimischung im Portfolio – nicht als schnell verfügbare Reserve.

Physisch oder digital? Worauf es beim Goldkauf ankommt

Am sinnvollsten sei es, Gold in physischer Form zu kaufen, so Lieven.

"Gold ist am besten, wenn du es physisch kaufst – also als Barren oder Münzen. Dann hast du im Zweifel etwas in der Hand."
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven

Er empfiehlt Münzen oder kleine Barren, die sich bei Bedarf flexibel verkaufen lassen. Wer hingegen auf große Barren setze, könne später Schwierigkeiten haben, nur einen Teil des Vermögens zu veräußern.

Zudem sei Vorsicht bei Online-Angeboten wie Kleinanzeigen geboten.

"Bitte nicht irgendwo im Netz bei, Ebay-Kleinanzeigen oder sonst wo."
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven

Lieven rät, nur über seriöse Portale wie gold.de oder goldpreisvergleich.de zu kaufen und darauf zu achten, dass die Anbieter dem Berufsverband des Deutschen Münzfachhandels angehören.

Wer Gold nicht anfassen möchte, könne auch über sogenannte ETFs oder andere Papiere investieren – doch aus seiner Sicht bleibe das physische Gold die bessere Variante.

Gold der Bundesrepublik – sicher in den USA?

Etwa 1.100 Tonnen deutsches Staatsgold lagern bei der US-Notenbank – das entspricht einem Wert von rund einer Billion Euro.

Warum? Das hat historische Gründe. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Deutschland seine Goldreserven über internationale Geschäfte auf. In vielen Fällen bezahlten etwa die USA in Gold – und lagerten es einfach direkt im eigenen Land, im „deutschen Regal“ der Federal Reserve in New York.

Dieses Gold haben wir nie gesehen – das war von Anfang an in den USA. Es hat einfach das Regal gewechselt.
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven

Lieven erklärt, dass Deutschland das Gold also nie physisch erhalten, sondern lediglich eine buchhalterische Verschiebung vorgenommen habe.

Heute wird diese Praxis wieder diskutiert. Denn mit der politischen Lage in den USA – Stichwort Trump – wächst auch das Misstrauen.

"Viele sagen: Holt das Gold zurück, bevor wir keinen Zugriff mehr haben. Denn bei der US-Notenbank kannst du nicht einfach reingehen und sagen: Guten Tag, ich hätte gern unser Gold."
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven

Lieven verweist auf wachsende politische Unsicherheit: Wenn ein Präsident unberechenbar sei oder die Notenbank ihre Führung wechsle, könnten Zugriff und Vertrauen ins Wanken geraten.

Die Bundesbank bleibe zwar gelassen – doch zwischen 2013 und 2017 habe man bereits 300 Tonnen nach Deutschland zurückgeholt, per Spezialschiff nach Frankfurt, in sichere Tresore.

Fazit: Gold ja – aber mit Plan

Gold kann eine sinnvolle Ergänzung in der eigenen Anlagestrategie sein – besonders in bewegten Zeiten. Aber: Es ist kein Allheilmittel.

Wer investieren will, sollte...

  • …langfristig denken,
  • …auf physische Formen setzen,
  • …seriöse Händler wählen,
  • …nicht mehr als 10 Prozent seines Anlagevermögens in Gold stecken.

Denn eines bleibt laut Nicolas Lieven sicher Gold sei keine Garantie, aber ein wirksamer Puffer – wenn man es klug angeht.

"Gold ist nicht risikofrei – aber gut gestreut kann es im Zweifel ein echter Anker sein."
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven
Shownotes
Anlegen in unsicheren Zeiten
Gold kaufen - worauf es jetzt ankommt
vom 14. Juni 2025
Modertorin: 
Ivy Nortey
Gesprächspartner: 
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist