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ChatGPT ist das beliebteste AI-Tool in Deutschland. Auch wenn's um die Gesundheit geht, holen sich viele von der künstlichen Intelligenz einen ersten Rat. Das Team vom Nova-Podcast Über Schlafen wollte wissen: Wie gut berät die KI bei Schlafstörungen?

Dafür hat Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge getestet: Wie reagiert die KI, wenn sie vorgibt, unter Schlafstörungen zu leiden? Schlafforscherin Christine Blume bewertet die Antworten des Bots und schätzt ein, ob ChatGPT Infos gibt, die sich mit den Erkenntnissen aus der Schlafforschung decken.

KI: "Ich kann keine medizinische Diagnose stellen"

"Ich kann dir gern helfen. Vorweg: Ich kann keine medizinische Diagnose stellen. Aber ich kann dir wissenschaftlich fundierte Tipps geben, die vielen Menschen mit Schlafproblemen helfen", so beginnt die erste Antwort des Bots. "Dass er vorweg sagt, er kann keine medizinische Diagnose stellen, ist prinzipiell erstmal gut", findet Schlafforscherin Christine Blume von der Uni Basel. Bei der Formulierung "wissenschaftlich fundierte Tipps" ist sie jedoch skeptisch.

"Dass ChatGPT vorweg sagt, dass es keine medizinische Diagnose stellen kann, ist prinzipiell erst mal gut."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin, Universität Basel

Doch es stellt sich heraus: Der Bot gibt tatsächlich erst einmal gute Tipps. Dabei fokussiert er sich auf die sogenannte "Schlafhygiene". Das ist eine Reihe von Regeln, die dafür sorgen sollen, dass das Bett ein Ort der Ruhe ist, wir uns am Abend gut entspannen können und damit auch gut einschlafen.

Schlafhygiene-Tipps von der KI – und von der Schlafforscherin

"Eine gute Schlafhygiene ist ein guter erster Ansatzpunkt – wir könnten auch sagen, dass es der erste Schritt in der Behandlung von Schlafproblemen ist. Wenn du merkst, dass das Schlafen nicht klappt, solltest du dir die ChatGPT-Empfehlungen zu Gemüte führen", sagt Christine Blume von der Uni Basel.

"Wenn du merkst, dass das Schlafen nicht klappt, solltest du dir die ChatGPT-Empfehlungen zu Gemüte führen."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin, Universität Basel

Schlafforscherin Christine Blume empfiehlt diese "Schlafhygiene"-Tipps:

  • Regelmäßige Zubettgeh- und Aufstehzeiten einhalten
  • Keinen Kaffee mehr nach 16 Uhr
  • Letzte Hauptmahlzeit 3-4 Stunden vor dem Zubettgehen
  • Möglichst keinen Alkohol am Abend trinken
  • Keine längeren Nickerchen am Tag
  • Abendritual finden und pflegen
  • Schlafzimmer zum Wohlfühlort machen
  • Erst ins Bett gehen, wenn man müde ist
  • Helles Licht am Abend und in der Nacht meiden
  • Nachts nicht auf die Uhr schauen

Teile dieser Tipps gibt auch ChatGPT im Test von Über-Schlafen-Moderatorin Ilka Knigge. Außerdem baut er ihr eine "5-Minuten-Abendroutine", in der sie Bildschirme meiden, den Körper lockern, eine Atemübung machen, wichtige To-Dos aufschreiben und dann ins Bett gehen soll.

Kritik an der KI: Die "Bettzeitbegrenzung" fehlt

Schlafforscherin Christine Blume vermisst bei den Tipps des Bots vor allem eine Methode aus der Schlafforschung: die Bettzeitbegrenzung. Das ist laut Studien eine wirklich wirksame Methode, um Ein- und Durchschlafstörungen anzugehen. Dabei vereinbaren Schlaftherapeutinnen wie Christine Blume mit ihren Patient*innen eine bestimmte, recht kurze Zeitspanne, die sie im Bett verbringen dürfen. Erklärt der Patient zum Beispiel, dass er jeden Tag um 22 Uhr schlafen geht, um 7 Uhr der Wecker klingelt und er in der Zeit dazwischen so häufig und lange wach liegt, dass er nur auf 6 Stunden Schlaf kommt, dann soll er auch nur 6 Stunden im Bett verbringen.

Ein Vorschlag könnte also so aussehen: Gehe erst um 0 Uhr ins Bett und stehe um 6 Uhr auf. Die Idee dahinter ist, dass der Patient durch das lange Wachbleiben erst ins Bett geht, wenn er sehr müde ist und es ihm damit leichter fällt durchzuschlafen. Klappt diese Methode, dann wird nach und nach die Bettzeit verlängert. Oft lernen Betroffene so, wieder durchzuschlafen.

ChatGPT erläutert diese Methode im Test von Über Schlafen nicht und schlägt sie auch nicht vor. Christine Blumes Einschätzung dazu:

"Es ist gut, dass ChatGPT diese Methode nicht empfiehlt. Denn da müsste die KI auf Nummer sicher gehen, dass es keine gesundheitlichen Gründe gibt, die dagegen sprechen. Und sie müsste sagen, dass du super vorsichtig im Straßenverkehr sein musst und beim Bedienen von Maschinen, weil die Methode für extreme Erschöpfung und Schläfrigkeit sorgen kann. Aber es hat mich doch etwas erstaunt, dass die Begrenzung der im Bett verbrachten Zeit komplett gefehlt hat."

Erst auf Nachfrage zum Hausarzt gehen

Außerdem gibt ChatGPT Ilka Knigge den wichtigsten Tipp, erst auf Nachfrage zum Hausarzt zu gehen. Bei Schlafstörungen ist der Hausarzt der erste Anlaufpunkt. Der Bot konzentriert sich jedoch auf Listen und Übungen und gibt den Tipp zu spät, findet Schlafforscherin Christine Blume.

"Das ist alles nicht schlecht oder falsch, aber trotz aller Schlafpläne erscheint mir das planlos. Das Motto scheint 'viel hilft viel' zu sein. Dass Nutzende alles einen Tag ausprobieren. Dabei wird aber nichts so richtig mal planvoll und konsequent umgesetzt", sagt die Schlafforscherin von der Uni Basel.

Mehr zum ChatGPT-Test und der Frage, wie gut Übungen wie die sogenannte "paradoxe Intention" wirklich beim Einschlafen helfen können, hört ihr in dieser Folge Über Schlafen mit Schlafforscherin Christine Blume und Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
Algorithmus
Kann KI bei Schlafproblemen helfen?
vom 02. Dezember 2025
Moderation: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin, Universität Basel
  • Warum ChatGPT?
  • Experiment: Wir testen ChatGPT
  • Abendroutine und Schlafplan
  • Mythencheck: Paradoxe Intention
  • Was bei ChatGPT fehlt
  • Wann die KI professionelle Hilfe empfiehlt
  • Schlafmittel
  • Fazit
Unsere Quellen: