Seit einigen Jahren ist mehr und besonders reines Kokain auf dem Markt. Der Crack-Konsum hat auch deswegen stark zugenommen, sagt Suchtforscher Daniel Deimel. Wie Portugals Drogenpolitik darauf reagiert, findet er vorbildlich.
Crack ist weiterverarbeitetes Kokain. Die Kristalle werden ganz überwiegend mit Pfeifen oder auf Folien und Blechen erhitzt und inhaliert. Der Konsum der Droge hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, sagt Suchtforscher Daniel Deimel. Crack macht sehr schnell süchtig und lässt Abhängige extrem verwahrlosen: Sie magern ab, haben oft psychische Probleme, sind in einem schlechten Allgemeinzustand, oft sind sie zusätzlich auch heroinabhängig.
"In Drogenkonsumräumen ist seit 2016 ein deutlicher Anstieg an inhalativem Kokainkonsum, sprich Crack, zu verzeichnen."
Seit rund sieben Jahren wird Crack in Deutschland nachweislich
deutlich häufiger konsumiert, so der Suchtforscher, der an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und am Deutschen Institut für Sucht- und Präventionsforschung lehrt. Man begegne der Droge nun in vielen Städten. Früher sei Crack eher ein lokales Problem in den offenen Drogenszenen in Frankfurt, Hamburg, Hannover und teilweise in Bremen gewesen.
Mehr Kokain - mehr Crack
Da der Umfang der Beschlagnahmungen beim Kokain so deutlich zugenommen hat – siehe dazu auch unsere Grafik unten – , sei davon auszugehen, dass auf dem Markt mehr Kokain verfügbar ist. Auch die Reinheit des Stoffes sei sehr hoch, und damit die Voraussetzungen gut, um Crack herzustellen.
"Der Reinheitsgrad ist sehr hoch. Und das kann man eben dann gut zu Crack weiterverarbeiten."
Die Drogenpolitik hat mit Crack-Süchtigen auch deshalb ein Problem, weil es für die Substanz keine Substitutionsmittel gibt. Für Opioidsüchtige – Heroinabhängige zum Beispiel – gibt es synthetische Ersatzstoffe wie Methadon. Für Stimulanzien wie Kokain, so Daniel Deimel, gebe es keine Ersatzstoffe. Man könne Crack-Süchtigen in dieser Hinsicht also nicht helfen, ihre Sucht unter Kontrolle zu bekommen. Daher sollte die Politik andere Wege gehen.
Entkriminialisierung der Konsumierenden
Suchtforscher Daniel Deimel meint: Mit Unterstützung im Alltag sei Crack-Abhängigen am ehesten zu helfen. Er nennt Tagesruhestätten, hochkalorische Ernährung und die sozialpsychiatrische Versorgung und sagt: "Wir brauchen erst mal eine ganz pragmatische Unterstützung im Alltag, um die Folgen dieser Erkrankung zu minimieren."
Daniel Deimel plädiert dafür, die Konsumierenden von Crack nicht mehr der Strafverfolgung auszusetzen. Die Kriminalisierung verschäfe nur das Problem. Er verweist auf Portugal, wo es auf diesem Weg gelungen sei, die Zahl der Drogentoten zu verringern: "Die Mortalitätsquote ist deutlich heruntergefahren worden, und auch die Probleme in den Sozialräumen haben sich ein Stück weit reduziert", so der Suchtforscher.