Alida ist in manchen Situationen eher ungeduldig. Ihr Job hat ihr dabei geholfen, entspannter zu werden. Geduld können selbst Erwachsene noch lernen – auch wenn es etwas schwerfallen kann. Die Grundlagen werden in der Kindheit gelegt.
Es gibt eine Situation, die für Alida richtig unangenehm werden kann: warten. "Ich bin immer eine sehr pünktliche Person und dieses Warten auf eine Person, das fordert mich manchmal ganz schön heraus", sagt sie. Geduld ist ein Thema bei ihr, besonders in ihrer Freizeit.
"Es gibt so Situationen, da kann ich echt nicht abwarten."
Aber: Sie trainiert das Geduldigsein. Ihr Job hilft ihr dabei. Alida ist Grundschullehrerin und auch da ist sie oft in Situationen, in denen sie warten muss. Geduld wird hier quasi täglich von ihr gefordert. Wenn es darum geht, einem Kind eine Aufgabe zu erklären, kann sie dabei ganz gut entspannt bleiben und wartet, bis das Kind selbst auf die Lösung kommt.
In anderen Situationen meldet sich aber die Ungeduld bei ihr. "Wenn sich jemand anziehen und rausgehen soll und das Stunden dauert; man noch etwas suchen muss und dann hat man noch nicht alles ausgepackt und der Hefter fehlt noch und der Stift muss noch aus der Tasche geholt werden und jetzt muss ich vielleicht auch noch was trinken", erzählt sie aus dem Schulalltag mit Kindern.
Was Alida dann macht, ist sich in die Lage des Kindes hineinzuversetzen, Verständnis zu haben und sich zu fragen, warum ist das wohl gerade wichtig? Sie macht sich klar: Eine Minute mehr zu warten, davon geht die Welt nicht unter.
Durch die Arbeit mit Kindern hat Alida geschafft, geduldiger zu sein. Sie beobachtet aber auch, dass sich mit dem Alter bei ihr etwas verändert. "Je älter man wird, desto mehr merkt man, dass manche Dinge einfach Zeit brauchen", sagt Alida.
Geduld lernen
Geduld können wir lernen. Im Erwachsenenalter kann uns das allerdings etwas schwerer fallen, sagt Verhaltensökonom Matthias Sutter vom Max-Planck-Institut. Er forscht seit über 20 Jahren auf dem Gebiet und konnte in seinen Studien herausfinden, dass sich Geduld vor allem in bestimmten Altersspannen bildet: zwischen fünf und acht Jahren.
"Grundsätzlich kann man das lernen, wenn man älter ist. Aber es fällt schwerer, weil die Grundlagen in der Kindheit gelegt werden."
Die Grundlagen für unser Verhältnis zur Geduld werden also in der Kindheit gelegt. "Das mag genetische Veranlagung sein, das mag aber insbesondere auch das Vorleben sein. Also, wie gehe ich mit Problemen um? Gebe ich gleich auf, bleibe ich länger dran", erklärt er. In seinen Studien habe sich gezeigt, dass geduldigere Eltern auch geduldigere Kinder haben.
Aus einer ökonomischen Sichtweise steckt hinter Geduld das Abwägen zwischen Gegenwart und Zukunft. In Studien dazu wird Jugendlichen zum Beispiel die Frage gestellt, was sie lieber hätten: Zehn Euro heute oder elf Euro in drei Wochen. Geduld kann sich für uns auszahlen, sagt der Verhaltensökonom. Das sei besonders im Beruf, bei der Bildung und der Gesundheit der Fall.
Geduldig sein: Bedeutung
Manches können wir selbst aktiv beeinflussen und in anderen Situationen geht es um unseren Umgang damit. Sozial- und Kulturpsychologin Daniela Becker forscht dazu an der niederländischen Radboud-Universität in Nijmegen. Ihre Recherche hat gezeigt, dass Geduld zwei Formen haben kann.
- Geduld, die notwendig ist, um ein Ziel zu erreichen. Diese Form können wir selbst beeinflussen. Zum Beispiel, wenn wir ein Instrument lernen wollen. Hier geht es darum, zu üben und dranzubleiben.
- Geduld in Situationen, in denen man nicht viel machen kann, außer zu warten, wie darauf, dass die Ampel in der Rushhour endlich auf grün springt. Hier kommt es darauf an, seinen Emotionen zu regulieren.
Selbstkontrolle und Geduld
Bei der zweiten Form hilft Selbstkontrolle. Die gehe über das Beherrschtsein hinaus. Zu Selbstkontrolle gehöre beispielsweise auch, dass wir uns Situationen anpassen, um die Geduld nicht zu verlieren.
Geduld braucht man vor allem, wenn man Zeitdruck hat, sagt Daniela Becker. Hier können wir Selbstkontrolle als Tool nutzen und dafür sorgen, dass wir Zeitdruck in bestimmten Situationen vermeiden. Es geht also auch darum, seinen Alltag gut zu planen und mögliche Stolperfallen gar nicht aufkommen zu lassen. "Je früher man in diesen Zyklus eingreift, desto erfolgreicher ist es", so die Sozial- und Kulturpsychologin.
Was auch helfen könne, ist, sich von einer frustrierenden Situation mit schönen Gedanken abzulenken oder eine andere Perspektive auf die Situation einzunehmen.
"Geduld braucht man vor allem, wenn man Zeitdruck hat."
Wenn wir hingegen ein bestimmtes Ziel verfolgen, wie ein Instrument lernen, gebe es nicht die eine magische Antwort, wie wir zur Geduld finden. Die Antwort darauf ist individuell. Was aber hilft, ist Spaß. Wir bleiben an unserem Ziel, wenn wir uns den Weg dorthin angenehm gestalten.
"Wir sagen oft zu unseren Studenten, die sich nicht gut animieren können, ihre Literatur zu lesen: Setz dich gemütlich hin, mach dir einen Tee oder lade Freunde ein und diskutiere mit denen darüber. Also, dass man schon das Üben selbst und das Dranbleiben selbst nicht schlimm findet, sondern sich fast darauf freut", erklärt die Sozial- und Kulturpsychologin.
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