Während der Arbeitszeit mit dem besten Freund telefonieren oder mit der Nachbarin joggen gehen – in Schweden läuft gerade ein Pilotprojekt, das gegen Einsamkeit helfen soll. Die Arbeitgeber werden mit in die Verantwortung genommen. Wie kommt das an?
Jeder sechste Mensch weltweit ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Einsamkeit betroffen. Als gutes Beispiel sieht die WHO Schweden. Das Land versucht, mit verschiedenen Kampagnen, mehr soziale Kontakte in der Bevölkerung zu fördern.
Arbeitszeit mit Freunden verbringen
Die schwedische Regierung hat eine nationale Strategie entwickelt, bei der auch die Wirtschaft eingebunden wird. Bei einer Apothekenkette läuft ein Pilotprojekt, bei dem Angestellte jede Woche einen Teil ihrer Arbeitszeit nutzen dürfen, um Zeit mit anderen Menschen zu verbringen. Sie können sich aussuchen, ob sie jede Woche 15 Minuten oder einmal pro Monat eine Stunde Freundschaftszeit bekommen wollen.
Für Roro aus Örebro ist das ausreichend. Er leitet die Apothekenfilialen, die bei diesem Pilotprojekt mitmachen.
"15 Minuten reichen aus für ein oder zwei Telefonate. Und es geht einfach darum, zu sagen: 'Hey, ich denke gerade an dich. Lange nicht mehr gesehen. Wie geht's dir?'"
Das ist auch der Gedanke, der hinter diesem Projekt steht, sagt ARD-Korrespondent Arne Bartram: "Man kann einfach mal seinen Stift fallen lassen und sagen: 'Mit wem habe ich schon lange nicht mehr gesprochen? Mit wem will ich mich mal wieder unterhalten? Und dann mache ich das doch jetzt.'"
Mitarbeitende sind motivierter
Die Apothekenkette, die bei dem Projekt mitmacht, sagt, dass ihr zwar Arbeitszeit verloren geht, die Mitarbeitenden aber motivierter sind, weil sie ein gutes soziales Umfeld haben und dadurch zufriedener sind. "In den letzten Jahren wurde viel auf Distanz gearbeitet, Kontakte wurden abgebaut. Und das will man hier in Schweden jetzt wieder ein Stück weit umdrehen", sagt Arne Bartram.
"Der schwedische Staat sagt, es ist für die gesamte Gesellschaft gut, wenn wir dieses große Problem der Einsamkeit bekämpfen."
Als Nächstes will die Regierung verstärkt Jüngere unterstützen, die sich einsam fühlen. "Der schwedische Sozialminister hat uns verraten, dass es ab dem Herbst sogenannte Freizeit-Gutscheine für Jugendliche und junge Erwachsene geben soll. Die können sie benutzen für Aktivitäten mit Freunden, zum Beispiel, um in den Freizeitpark zu gehen." Wichtig ist nur, dass die Gutscheine nicht alleine verwendet werden, sondern dass jemand dabei ist.