Es ist in Shampoos, Wasserflaschen, im Meer, sogar in Menschen und Tieren: Mikroplastik. Wie ungesund die winzigen Partikel wirklich sind, ist aber noch immer unklar. Was die Forschung derzeit weiß und wie Mikroplastik überhaupt in unsere Körper kommt.
Mikroplastik befindet sich in den Getränken, die wir aus Plastikflaschen trinken, in unserem Essen, das zuvor auf Plastikbrettchen oder in Plastikschüsseln zubereitet wurde, und in der Luft. Die Partikel sind so winzig, dass sie sich unbemerkt in unsere Körper schleichen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Tobi Blum. "Es gibt eine Schätzung der niederländischen Uni in Wageningen, dass täglich fast tausend Mikroplastikteile unbemerkt in unseren Körper reinkommen", sagt er.
"Mikroplastik-Partikel sind bis zu einem Mikrometer klein – das ist ein tausendstel Millimeter, also wirklich sehr klein. Da hast Du keine Chance, das zu bemerken."
Haben wir das Mikroplastik erst mal runtergeschluckt oder eingeatmet, landet es in Lunge oder Darm. Alle Teilchen, die klein genug sind, also unter fünf bis zehn Mikrometer, wandern im Körper weiter. Sie bannen sich ihren Weg in unser Blut, in unsere Zellen, aber auch in alle möglichen Organe wie Leber, Gehirn, aber auch in die Hoden oder die Eierstöcke.
Mikroplastik: Was im Körper passiert, ist unklar
Was das Mikroplastik dann in unserem Körper macht, ist bislang unklar. "In einigen Spezialfällen gibt es wissenschaftliche Belege, dass Mikroplastik im Körper schädlich sein kann", sagt Tobi Blum. "Zum Beispiel: Wenn sich Mikroplastik in der Halsschlagader ablagert, in sogenannten Plaques, also Verkalkungen, die die Adern enger machen und verstopfen, dann erhöht das das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle."
Ansonsten gebe es eher Hinweise, dass Mikroplastik vielleicht schädlich sei: Beispielsweise wird in Tumoren immer wieder ziemlich viel Mikroplastik gefunden.
Unser Immunsystem reagiert auf Mikroplastik
Es könnte also sein, dass Mikroplastik Krebs auslöst, muss es aber nicht. "Denn es ist nicht klar, ob der Tumor durch das Mikroplastik entstanden ist, oder ob er schon da war, und das Mikroplastik vielleicht nur rein zufällig im Tumor steckt", so der Deutschlandfunk-Nova-Reporter. "Fakt ist aber: Krebszellen nehmen ganz gerne Mikroplastik auf."
Hinzu kommt: Unser Immunsystem reagiert auf Mikroplastik – aber auch hiervon sind die Auswirkungen noch nicht ganz klar. "Es wird aber vermutet, dass das Autoimmunerkrankungen begünstigt", so Tobi Blum. "Und es gibt Hinweise aus Tierversuchen, dass Mikroplastik den Stoffwechsel verändern oder sogar die Gehirnstruktur verändern kann. Solche Effekte sind aber noch nicht beim Menschen nachgewiesen."
Mikroplastik loswerden? Eher unwahrscheinlich
Eine Übersichtsarbeit zum Thema aus dem vergangenen Jahr kommt zu dem Schluss, dass man wahrscheinlich erst in fünf bis zehn Jahren genau wissen wird, wie gefährlich Mikroplastik für den Menschen ist. "Aber klar ist auch: Wir werden das Mikroplastik nicht mehr los", sagt Tobi Blum. "Es gibt so viel davon in der Umwelt. Da können wir gar nicht vermeiden, welches aufzunehmen."
"Wir werden Mikroplastik nicht mehr los."
Übrigens: Das Blut für viel Geld von Mikroplastik reinigen zu lassen, wie manche Promis das machen, bringt nichts. Es gibt keine öffentliche Studie, die erklärt, wie man Mikroplastik aus Blut filtern kann. "Und noch schlimmer: Das Equipment für so eine Blutwäsche besteht aus Plastik", so unser Reporter. "Heißt: Dadurch kann zusätzliches neues Mikroplastik ins Blut gelangen. Also dafür besser kein Geld ausgeben."
Trotzdem lässt sich Mikroplastik im Körper zumindest ein bisschen vermeiden: Leitungswasser trinken statt in Plastik abgefülltes oder Plastik-Teebeutel vermeiden.
