Empörung funktioniert in den sozialen Medien besonders gut. Sie generiert Likes und Sichtbarkeit. Ein Vortrag der Kommunikationswissenschaftlerin Hanna Klimpe über die Folgen politischer Wut in sozialen Medien.
Seit #Metoo reden wir anders über Feminismus und sexualisierte Gewalt, seit #BlackLivesMatter anders über Rassismus. Soziale Medien haben dazu beigetragen, diese Themen in der Öffentlichkeit zu stärken.
Empörung war dabei schon immer ein wesentlicher Bestandteil dieser Emanzipation, weil sie wesentlicher Bestandteil der Plattformlogik sozialer Medien ist, sagt Hanna Klimpe. Sie ist Kommunikationswissenschaftlerin und Professorin für Social Media an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.
"Im Zeitalter sozialer Medien vollzieht sich eine paradoxe Entwicklung. Während nie zuvor so viele Menschen öffentlich politisch Position bezogen haben, war die gefühlte kollektive Ohnmacht selten größer."
Die Kehrseite der Plattformlogik ist, dass häufig rechtsextreme Inhalte geteilt werden, sagt Hanna Klimpe. Empörung generiert Likes und Sichtbarkeit, verschafft rechtsextremen Inhalten aber auch mehr Reichweite. Außerdem entstehe durch die negativen Inhalte in unserer Timeline bei vielen eine Newsfatigue.
Demokratische Empörung in die reale Welt überführen
Newsfatigue beschreibt eine mentale Erschöpfung und emotionale Überlastung durch die permanente Flut an Nachrichten, die insbesondere über digitale Medien auf uns einströmt. Statt Handlungsfähigkeit zu mobilisieren, wird das Gefühl der Ohnmacht verstärkt, erklärt die Kommunikationswissenschaftlerin.
"Demokratische Empörung auf Social Media muss in Strukturen außerhalb des digitalen Raumes überführt werden."
Ein zentrales Problem sei zudem, dass digitale Empörung zu selten zu Veränderungen in der realen Welt führt, sagt Hanna Klimpe. Wir sollten uns daher alle häufiger fragen, ob wir rechtsextreme Inhalte wirklich teilen wollen. "Sie hängen sich auch kein Alice-Weidel-Poster ins Wohnzimmer, um sich darüber aufzuregen", sagt Hanna Klimpe.
"Sie hängen sich auch kein Alice-Weidel-Poster ins Wohnzimmer, um sich darüber aufzuregen."
Hanna Klimpe ist Kommunikationswissenschaftlerin und Professorin für Social Media an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Ihr Vortrag heißt "Entpört euch! Politische Wut auf Social Media (und im Real Life) effizienter kanalisieren" und sie hat ihn im Rahmen der Ringvorlesung Fakt oder Fake – Wissenschaft und alternative Fakten an der Uni Kiel gehalten.
