KI kann viel, humanoide Roboter unterbieten hingegen oft die Erwartungen. Warum ist es für sie schon schwierig, ein paar Schritte zu laufen?

Im November 2025 machte ein Video die Runde, in dem ein neuer KI-Roboter in Russland präsentiert wird. Roboter Aldol ist ein Humanoide, also sieht aus wie ein Mensch. In dem Video läuft er ein paar holprige Schritte und fällt dann zu Boden, bevor die Präsentation überhaupt richtig beginnen kann. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Roboter alle Erwartungen maximal unterbietet. Aber woran liegt das?

Deutschlandfunk-Nova-Tech-Reporterin Friederike Walch-Nasseri sagt, das hat vor allem zwei Gründe: Erstens ist unser menschlicher Bewegungsapparat extrem komplex. Die Art wie wir laufen, stehen, greifen ist technisch sehr schwer nachzubauen – vor allem, wenn der Roboter spontan auf seine Umgebung reagieren soll. "Und zweitens neigen wir chronisch dazu, humanoide Roboter zu überschätzen", sagt Friederike.

"In Videos wird online natürlich oft nur gezeigt, was diese Roboter schon können – und nicht, wie oft sie dabei noch auf die Nase fliegen."
Friederike Walch-Nasseri, Deutschlandfunk-Nova-Tech-Reporterin

Dass wir Roboter überschätzen, liege auch daran, dass die Industrie uns vor allem Erfolge präsentiert – selten die Fails, die permanent während der Entwicklung passieren. Außerdem entwickeln wir möglicherweise auch falsche Vorstellungen durch Science-Fiction-Filme, wie Terminator, A.I. oder Ex Machina.

Es gibt außerdem Studien, die zeigen, dass wir generell dazu neigen, Dinge, die zu uns sprechen und die eine menschliche Form haben zu überschätzen. Technik, die keine menschlichen Züge hat, unterschätzen wir hingegen eher.

Menschliche Bewegungen – gar nicht so einfach

Unsere Reporterin konnte eine Führung durch das Bimanual Grasp Lab an der Uni Bielefeld machen – ein Labor, in dem Roboterarme greifen lernen sollen. Die Arme hängen dort über einem Tisch und sind mit einer 3D-Kameratechnik ausgestattet. Damit kann der Roboter die Form und die Position jedes Gegenstands auf dem Tisch erkennen.

"Wenn man das sagt: 'Gib mir den Apfel', dann berechnet der Roboter die Form und den Weg zum Apfel, kann ihn so greifen und hat auch gelernt, wie fest er ihn greifen muss", berichtet Friederike. Fest genug, dass er nicht aus der Hand fällt, aber ohne den Apfel dabei zu zerquetschen. Und selbst in so einem Labor-Setting habe die Hand ziemlich lange gebraucht.

Maschinen statt Menschen

Wenn es so schwierig ist, warum werden dann überhaupt humanoide Roboter entwickelt? Friederike Walch-Nasseri sagt: "Die Argumentation der Unternehmen ist oft: 'Wenn Assistenzroboter in der Industrie oder im Haushalt Aufgaben erledigen sollen, die bisher Menschen ausführen, dann haben sie einen Vorteil, wenn sie auch eine menschliche Form haben'. Aber wenn man ehrlich ist – für viele spezifischen Aufgaben, zum Beispiel im Haushalt braucht es keine Humanoiden: Wenn mein Fußboden gesaugt werden soll, reicht der gute alte Staubsaugerroboter."

"Langfristig erhofft man sich Roboter, die nicht nur wie ein schnöder mechanischer Roboterarm am Fließband immer die gleiche Bewegung machen, sondern sie sollen spontan reagieren und kommunizieren können."
Friederike Walch-Nasseri, Deutschlandfunk-Nova-Tech-Reporterin

Weltweit wird derzeit viel in die Entwicklung von Humanoiden gesteckt, vor allem chinesische und US-Amerikanische Konzerne haben dabei die Nase vorn. Ein US-Unternehmen – Figure AI – hat laut eigenen Angaben gerade eine Milliarde Dollar bei Investoren gesammelt.

Die Summen sind auch deshalb so hoch, weil um die Marktherrschaft gekämpft wird. Langfristig hoffen die Unternehmen auf Roboter, die spontan reagieren und kommunizieren können. "Wenn wir ehrlich sind, sollen langfristig Menschen als Arbeitskräfte ersetzt werden. Aber es wird noch viele Jahre dauern, bis ein humanoider Roboter in der Lage ist, auch nur zuverlässig die Küche aufzuräumen", sagt unsere Tech-Reporterin.

"Terminator wird zeitnah bestimmt kein Problem."
Friederike Walch-Nasseri, Deutschlandfunk-Nova-Tech-Reporterin

In Europa geht es in sehr viel kleineren Schritten voran: Aber gerade wurde bekannt, dass das Münchner Unternehmen Agile Robots 2026 humanoide Roboter in Serie produzieren will.

Shownotes
Menschliche Maschinen
Was humanoide Roboter können
vom 25. November 2025
Moderatorin: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartnerin: 
Friederike Walch-Nasseri, Deutschlandfunk-Nova-Tech-Reporterin