Unsere DNA kann beeinflussen, wie Medikamente auf uns wirken. Ist die DNA bekannt, können mitunter schwere Nebenwirkungen reduziert werden. Ein Forscher plädiert dafür, dass alle einen DNA-Medikamentenpass bekommen.

Unsere DNA enthält den Bausatz für unseren Organismus. Gene, die je nach Individuum in verschiedenen Versionen vorliegen können, nehmen Einfluss auf verschiedenste Prozesse in unserem Körper. Und zwar auch darauf, wie Medikamente wirken.

Gene steuern unter anderem bestimmte Proteine, die wiederum dafür sorgen können, dass ein Medikament besonders schnell oder langsam abgebaut wird.

Im schlimmsten Fall wird ein Medikament genetisch bedingt im Körper angereichert – das wiederum kann zu schweren Nebenwirkungen führen.

"Die neue Studie, die jetzt veröffentlicht wurde, zeigt, dass man die Einnahme von Arzneistoffen sicherer machen und schwere Nebenwirkungen vermeiden kann, wenn man erbliche Informationen des einzelnen Patienten verwendet."
Matthias Schwab, Professor an der Uni Tübingen und ärztlicher Direktor der Abteilung Klinische Pharmakologie

Eine Studie hat dieses Phänomen näher untersucht. Eines der Ergebnisse: Patientinnen und Patienten haben 30 Prozent weniger schwere Nebenwirkungen, wenn die Medikamentendosis auf ihre DNA abgestimmt ist. Durchgeführt hat die Studie ein internationales Konsortium unter der Leitung des Leiden University Medical Center (LUMC).

Die DNA kann aber nicht nur dazu führen, dass Medikamente langsamer abgebaut werden, sondern auch, dass sie weniger gut wirken, bei manchen Opioiden zum Beispiel. Der gewünschte Effekt der Schmerzlinderung tritt dann womöglich nicht oder nur vermindert ein.

Gutes Investment

Matthias Schwab, Professor an der Uni Tübingen und ärztlicher Direktor der Abteilung Klinische Pharmakologie, schätzt, dass eine DNA-Analyse pro Person zwischen 30 und 100 Euro kosten könnte, wenn sie flächendeckend durchgeführt würden.

Bei rund 80 Millionen Menschen, die in Deutschland leben, wäre das viel Geld – aber es könnte gut investiert sein, sagt Matthias Schwab. Denn: Würde auf Basis der DNA-Analyse Medikamente zielgenauer verabreicht, könnte am Ende sogar Geld eingespart werden, weil weniger Menschen mit schweren Nebenwirkungen behandelt werden müssen.

Matthias Schwab hofft deshalb, dass irgendwann für jeden Menschen ein DNA-Medikamentenpass von der Krankenkasse bezahlt wird.

Shownotes
DNA-Analyse
Gene beeinflussen, wie Medikamente wirken
vom 28. Februar 2023
Moderation: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartnerin: 
Christina Sartori, Deutschlandfunk-Nova-Medizinjournalistin