Richtig reich könntet ihr werden, wenn ihr statt Miete zu bezahlen, einen Kredit für die eigene Wohnung abbezahlt. Das erzählen Influcencer auf Social Media. Nicht wir. Denn so einfach ist das nicht. Angefangen beim nötigen Kleingeld für den Kauf.
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven hat Posts von Influencer*innen recherchiert und ausgewertet, die vor allem zum Kauf von Wohnungen und Häusern Tipps geben.
"Ich kann dir nur sagen: 'Leute, die sagen, jeder kann hier mitspielen, jeder wird hier reich, jeder wird hier Millionär und das in ganz kurzer Zeit' - vergiss es einfach!"
Manche Tipps von Influencern wären okay, aber das ersetzt auf keinen Fall eine richtige Beratung, sagt Nicolas Lieven. "Die leben davon, dass sie Traumschlösser aufbauen und dann selbst Immobilien vermitteln", sagt der Wirtschaftsjournalist. Diese Immo-Influencer leben von Vermittlungsprovisionen, sie kümmern sich nicht darum, ob das für die Käufer*innen eine gute Entscheidung ist.
Klar liegt der Gedanke nahe, bei den hohen Mieten, die wir in Deutschland zahlen, für dieses viele Geld eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen. Im Netz gibt es Rechner zu finden, mit denen sich berechnen lässt, welche Immobilie sich mit der bisherigen Miete finanzieren ließe, berichtet Nicolas Lieven.
Hohe Zusatzkosten beim Hauskauf plus Zinsen!
Beim Wohnungs- oder Hauskauf kommen noch viele Nebenkosten dazu wie Notar, Grundbucheintrag oder Grunderwerb. Wer nicht zufällig reich geerbt oder reiche Eltern hat, muss vor allem die hohen Zinsen für den Kredit einkalkulieren.
So ein Immobilienkauf auf Kreditbasis ist eine langjährige Verpflichtung. Früher haben die Menschen zig Jahre bei einer Firma gearbeitet und hatten so eine verlässliche Perspektive, wie sie den Kredit abbezahlen. Heute sind die Unsicherheiten sehr viel größer, auch weil wir beruflich sehr flexibel sein müssen.
Bei Altbauten stellt sich zunächst die Frage: Muss hier energetisch saniert werden? Heizung, Fenster, Dämmung – das kann alles teuer werden.
Ohne Eigenkapital läuft gar nichts
Wer beim Immobilienkauf überhaupt realistisch eine Chance haben möchte, braucht 20 Prozent Eigenkapital, damit die Banken einen Kredit gewähren. Beispiel: Eine Wohnung kostet 300.000 Euro, dann müsst ihr selbst schon 60.000 Euro in der Tasche haben.
Nicolas Lieven rät, das Kaufprojekt mit einem Berater oder einer Beraterin durchzusprechen:
- Ist es überhaupt die richtige Immobilie?
- Kann ich die Finanzierung dazu stemmen und welches Kreditinstitut hat die besten Konditionen für mich?
- Welche Zusatzkosten kommen auf mich zu?
- Gibt es Förderprogramme?
Gut beraten seid ihr mit Fachanwälten und Bausachverständigen, sagt Nicolas Lieven.
Wer finanziell auf dem Immo-Markt schlechte Chancen hat, könnte auch erst eine kleinere Wohnung kaufen, rät der Wirtschaftsjournalist. Diese kleine Wohnung könnte vermietet werden, um mit der Miete den Kredit abzubezahlen. Später kann die Miete helfen, eine größere Immobilie zu finanzieren.
Was den Immobilien- oder Wohnungsmarkt angeht, sieht Nicolas Lieven in den kommenden Jahren keine Entspannung. Eher im Gegenteil: Es wird weiter teurer – mieten genauso wie kaufen.
"Es wird deswegen teurer, weil wir einfach noch viel zu wenig bauen in Deutschland."
Weil wir zu wenige bezahlbare Wohnungen auf dem Markt haben, bleiben die Mieten hoch oder werden sogar weiter steigen. Außerdem sind die Baukosten immer noch auf einem hohen Niveau.
