Melissa ist Reisebloggerin und arbeitet im Winter lieber in wärmeren Ländern als in Deutschland. Auch Laura möchte dem Winter entfliehen und in Bali arbeiten. Frederic Dachs ist Anwalt und kennt sich aus mit Rechtsfragen zum Thema Arbeiten im Ausland.
Melissa ist Anfang 30 und digitale Nomadin der ersten Stunde. Seit 13 Jahren hält sie es nicht viel länger als drei Monate an einem Ort aus. Seit zehn Jahren bloggt sie auf I Junkie über Indonesien.
Auf der Suche nach Gleichgesinnten
Dieses Jahr überwintert sie in Marokko in einem Co-Living-Space mit Meerblick. Hier wohnt sie mit anderen Menschen, alle arbeiten und zwischendrin werde aber auch schon mal gemeinsam gesurft, sagt Melissa. Das seien die kleinen Highlights, die das Arbeiten schöner als im kalten Deutschland machen würden.
"Man ist wirklich super fleißig hier, aber zwischendurch hat man schöne kleine Highlights. Das macht alles ein bisschen schöner, vor allen Dingen in der kalten Jahreszeit."
Melissa sagt, sie habe eigentlich gar kein Problem mit der Winterzeit, doch gerade in Deutschland sei es schwer, ein Co-Living-Space zu finden. Bei ihr passiere alles im Flow. Wenn eine Zwischenmiete auslaufe, schaue sie, wo Freunde von ihr seien und wo es gerade freie Plätze gebe.
Im klassischen Homeoffice arbeite man recht isoliert, auch darum sei sie gerne unterwegs, um mit Gleichgesinnten aus den unterschiedlichsten Branchen zu arbeiten und Zeit zu verbringen.
Im Ausland seien die Mieten und Lebenshaltungskosten oft günstiger, darum spare Melissa sogar durchaus Geld bei längeren Aufenthalten. Nur in der Anfangsphase als Bloggerin sei es finanziell schon schwierig gewesen.
Remote arbeiten wird Mainstream
Mittlerweile sei Melissa aber fast nur noch in Europa unterwegs und weniger in asiatischen Ländern zum Beispiel. Mit dem Klimawandel wachse auch bei ihr das schlechte Gewissen. Sie spüre außerdem, dass es langsam vielleicht auch an der Zeit sei, sich neu zu orientieren – auch wenn sie noch nicht genau wisse, was kommen werde.
"Wahrscheinlich durch Corona ist das Remote arbeiten viel mehr in den Mainstream geraten und dadurch sind die Co-Living-Spaces weltweit einfach so ausgebucht."
Die Corona-Pandemie habe außerdem die Zielgruppe verändert. Firmen würden ihren Mitarbeitenden heute häufiger ermöglichen, zumindest für ein paar Wochen im Jahr remote zu arbeiten. Dementsprechend sei die Fluktuation in Co-Living-Spaces mittlerweile viel größer und auch die Plätze weltweit sehr schnell ausgebucht.
Im Ausland arbeiten: Angestellte sollten sich genau informieren
Als Freelancer remote zu arbeiten, ist meist einfacher als für Angestellte. Das größte Problem dabei seien die Arbeitgeber, die erst mal unbekannte Herausforderungen auf sich zukommen sehen, so der Rechtsanwalt Frederic Dachs. Das können sein: Steuerfragen oder Unklarheiten bei der Sozialversicherung.
"Ich muss erst entscheiden, wohin ich will und dann abklären, wie das jeweils vor Ort ist mit Steuern und Sozialversicherung."
In Europa sei das Sozialversicherungsrecht immerhin vereinheitlicht, was es einfacher mache. Das Steuerrecht hingegen sei nationales Recht und in Europa von Land zu Land unterschiedlich, so der Anwalt. Dazu gebe es verschiedene Doppelsteuerabkommen, die vorab geprüft werden sollten, um zu vermeiden, dass zum Beispiel in zwei Ländern Steuern gezahlt werden.
Dem Arbeitgeber einen Mehrwert anbieten
Um größere Fallstricke zu vermeiden, rät Frederic dazu, sich von einer Fachperson unterstützen zu lassen. Ein weiteres Problemfeld, das im Vorfeld zu klären sei, ist das Thema Krankenversicherung – wenn jemand im Ausland in der angemieteten Ferienwohnung stürzt und sich verletzt zum Beispiel. "Die Frage ist, ist das ein Arbeitsunfall? Oder ist es ein Privatunfall und habe ich überhaupt Versicherungsschutz im Ausland?", so der Anwalt.
Wenn jemand im Ausland arbeiten will, dann möchte Frederic Dachs von seinen Angestellten vor allem hören, dass sie sich konkrete Gedanken hierzu gemacht haben, aber auch Lösungsansätze anbieten, sagt er.
Wichtig sei auch, dass Arbeitgeber sich einen Mehrwert versprechen könnten – zum Beispiel daurch, dass sich die Produktivität eines Mitarbeitenden erhöhe. "Wenn ich zum Arbeitgeber gehe und sage, ich würde gern am Strand abhängen und von da aus arbeiten", werde der Arbeitgeber das eher ablehnen.
Der Winter ist Laura zu kalt
Laura arbeitet selbstständig, sie verdient ihr Geld unter anderem als Sex-Coach auf Social Media und verbringt den Winter gerne im Ausland. "Bali hat sich für mich ganz stark nach Nachhausekommen angefühlt und ist für das digitale Nomadenleben einfach perfekt", sagt sie.
"Eine Freundin auf Bali hat sich alles so eingerichtet, dass sie irgendwann nur noch von Remote gearbeitet hat. Die Firma konnte nichts dagegen sagen, weil einfach nichts dagegen gesprochen hat."
Auch Laura ist der Ansicht, dass viele Firmen in der Pandemie gemerkt hätten, wie viel doch über Remote klappt. Eine Freundin von ihr auf Bali habe es sich über die Zeit so organisiert, dass sie seitdem nur noch Remote arbeite. Die Firma konnte nichts dagegen einwenden, weil es einfach keine Argumente dagegen gab.
Auch für Laura ist klar: Im Winter wolle sie immer wieder weg und von woanders aus arbeiten. "Der Winter ist mir hier einfach etwas zu kalt. Ich bin ein Sommerkind."
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- Melissa, arbeitet als Bloggerin oft im Ausland
- Frederic Dachs, Rechtsanwalt
- Laura Klaus, Coach, überwintert gern auf Bali