Soll Deutschland Menschen nach Syrien abschieben? Kanzler Merz ist dafür. Doch es gibt auch tausende Syrer, die freiwillig zurückwollen – so wie Ali. Und das, obwohl eine Rückkehr mit persönlichen, finanziellen und bürokratischen Herausforderungen einhergeht.
Viele Länder in der EU sind dafür, und auch in Deutschland spricht sich Bundeskanzler Friedrich Merz dafür aus, Menschen nach Syrien zurückzuschicken. Und das obwohl Außenminister Johann Wadephul (ebenfalls CDU) bei seinem Besuch vor Ort gesagt hat: Dort sehe es aus wie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Es sei "kurzfristig nicht möglich", dass Leute dorthin zurückkehren. Doch Ali (Name von der Redaktion geändert) will genau das – gemeinsam mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. Bayernkorrespondent Tobi Krone hat ihn getroffen.
Freiwillig zurück – aus Pflicht und Hoffnung
Ali ist 2020 nach Deutschland gekommen, hat Deutsch auf C1-Niveau gelernt, als Zahnarzthelfer gearbeitet, geheiratet und zwei Kinder bekommen. Zusammen mit seiner Familie lebt er in einem Vorort von München. Ali sagt: Er könnte in Deutschland bleiben, hat hier Freunde gefunden. Doch er empfindet es als moralische Pflicht zurückzukehren.
Zum einen will sich Ali um seine Eltern kümmern. Sie werden älter, haben 14 Jahre Krieg überlebt, betont Ali. Nun sieht er, der Sohn, sich in der Pflicht, sich um sie zu kümmern. Korrespondent Tobi Krone fügt erklärend hinzu: In Syrien gibt es keine Pflegeversicherung, deshalb nehmen die Jüngeren die Älteren bei sich auf. Zum anderen will Ali dazu beitragen will, Syrien wieder aufzubauen. Für sich persönlich plant er, eine Zahnarztpraxis zu eröffnen.
"Wir müssen alle zusammen, Hand in Hand, arbeiten, um ein schönes Land aufzubauen. Es stimmt, das dauert ein bisschen Zeit, aber wir schaffen das."
Die Entscheidung, nach Syrien zurückzugehen, ist das eine – die Rückreise wirklich anzutreten, das andere. "Es fängt damit an, dass viele Geflüchtete in Deutschland weder Pass noch Visum haben", sagt Tobi Krone. Oft fehle auch das Geld für einen Neuanfang im Herkunftsland.
Finanzielle Unterstützung für Neuanfang
Hier versucht die Bundesregierung Abhilfe zu leisten, sagt Tobi Krone. In Büros, die es in vielen Regionen Deutschlands gibt, werden Menschen beraten, die überlegen, nach Syrien zurückzugehen. Interessierte können Weiterbildungen machen oder sich beruflich beraten lassen – etwa, ob sie vor Ort ein Taxiunternehmen gründen oder, wie Ali, eine Zahnarztpraxis eröffnen können.
Außerdem kann finanzielle Unterstützung beantragt werden. Bis zu 3.000 Euro wären im Fall von Ali möglich. Das Geld kommt von der EU, vom Bund und vom Freistaat Bayern. Auf der anderen Seite, sagt Tobi Krone, steckt hinter dieser Hilfe auch eine politische Agenda.
"Die Bundesregierung will möglichst viele Syrer dazu motivieren, wieder zurückzugehen – unter anderem über finanzielle Unterstützung."
Doch auch wenn es politisch gewollt ist, dass Menschen nach Syrien zurückgehen, und es Menschen gibt, die sich dazu bereit erklären, bleibt da immer noch die Bürokratie. Derzeit gibt es im Büro für Rückkehrhilfen eine Art Stau, berichtet Tobi Krone.:"Das liegt daran, dass das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einfach nicht mit den Ausreiseanträgen nach Syrien hinterherkommt."
Hinweis der Redaktion: Laut Statistischem Bundesamt sind zwischen Januar und September 2025 21.800 Syrerinnen und Syrer aus Deutschland ausgereist. Allerdings ist nicht bekannt, ob alle nach Syrien zurückgekehrt sind.
