Adolf Hitler und seine Gehilfen sitzen nach dem gescheiterten Putsch vom 9. November 1923 in Haft. Die NSDAP ist bedeutungslos klein. Im Gefängnis verfasst er besessen "Mein Kampf". Den Inhalt seines Buches setzt er als Reichskanzler ab 1933 um.
In der ersten Hälfte der 1920er-Jahre dümpelt die NSDAP am rechtsextremen Rand der Weimarer Republik. Sie ist quasi bedeutungslos. Bei den Reichstagswahlen 1924 muss sie als "Nationalsozialistische Freiheitspartei" kandidieren, weil die NSDAP nach dem gescheiterten Putsch im November 1923 verboten ist. Im Mai 1924 erreicht sie 6,6 Prozent, im Dezember des gleichen Jahres nur noch drei Prozent.
Der Führer der NSDAP sitzt seit dem Putsch auf der Festung Landsberg in Haft. Doch Haft kann man das eigentlich nicht nennen – ein Flügel der Haftanstalt ist mit "Kampfgenossen" belegt. Hitler werden erleichterte Haftbedingungen gewährt. Und er nutzt sie.
"Mein Kampf": Die Ideologie für 1933 und danach
Unermüdlich schreibt er an einem Buch, das seine Ideologie und seine politischen Absichten skizziert – für den Fall, dass er und die NSDAP die Macht in Deutschland übernommen hätten.
Auf etwa 900 Seiten schreibt Hitler auf, was er dann ein paar Jahre später – zu dem Zeitpunkt wusste das noch niemand – ab dem 30. Januar 1933, als er von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde, auch in die grausame Tat umsetzte: Eroberung von "Lebensraum" für Deutsche in Osteuropa, Unterdrückung und "Vernichtung" politisch Andersdenkender und schließlich der Kampf gegen das "internationale Judentum und den Bolschewismus".
Holocaust und Zweiter Weltkrieg
Das eine führte in die Shoah mit Millionen getöteter jüdischer Männer, Frauen und Kinder und das andere in den Zweiten Weltkrieg, der an Zerstörung und Opferzahlen alle bisher geführten Kriege bei Weitem übertreffen sollte. All das steht so zwar nicht wortwörtlich in "Mein Kampf" – doch die Ideologie, die dahin führte, ist dort Wort für Wort nachzulesen.
Apropos lesen: Wie viele Menschen das Buch tatsächlich gelesen haben, ist schwer zu ermitteln. Aber wer es gelesen hat, die oder der wusste, dass der Autor die Ursache aller Probleme der Zeit entweder auf "die Juden" oder "den Bolschewismus" zurückführte.
Derartig eindimensionale Erklärungen für Probleme aller Art waren damals – und sind heute – wenig hilfreich.
Ihr hört in Eine Stunde History
- Der Historiker Wolfram Pyta beschäftigt sich mit der Person Adolf Hitler und seinen schon 1925 erkennbaren politischen Absichten.
- Die Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig hat "Mein Kampf" analysiert und beschreibt Stil und Machart des Buches.
- Der österreichische Lehrer Ottmar Plöckinger hat an der kommentierten Neuausgabe des Buches durch das Münchner Institut für Zeitgeschichte mitgearbeitet.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt auf die Anfänge der NSDAP zu Beginn der 1920er-Jahre.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Esther Körfgen schildert, wie das Buch in der Zelle der Festung Landsberg entstanden ist.
- Wolfram Pyta
- Barbara Zehnpfennig
- Othmar Plöckinger
