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Heute ist es möglich, aus fossilen Knochenfunden DNA zu gewinnen. So lassen sich die Entwicklung und Verbreitung von Krankheitserregern wie der Pest historisch erforschen. Ein Vortrag des Paläogenetikers Johannes Krause.

Bis vor kurzem war es noch nicht möglich, DNA oder Krankheitserreger aus Jahrtausende alten Fossilien zu analysieren. Doch die DNA-Sequenzierung hat so große Fortschritte gemacht, dass man jetzt auch Krankheitserreger wie zum Beispiel Bakterien aus menschlichen Skletten gewinnen kann.

"Spannend ist, dass das Genom des Schwarzen Todes nur sehr wenige Unterschiede zu den heutigen Pest-Stämmen aufweist."
Johannes Krause, Paläogenetiker

Dadurch sind neue Wissenschaftszweige entstanden: die Paläogenetik und die Paläoepidemologie. In seinem Vortrag erzählt Johannes Krause am Beispiel der Pest, wie Paläogenetiker die Entwicklung historischer Krankheitserreger analysieren und rekonstruieren: Seit wann gibt es die Krankheitserreger? Wie haben sie sich ausgebreitet? Wer war betroffen?

Paläogenetik erforscht die historische Ausbreitung der Pest

Johannes Krause ist Professor für Paläo- und Archäogenetik und Direktor am Max-Planck-Institut für Anthropologie Leipzig. Er hat an der Entschlüsselung des Erbguts des Neandertalers mitgewirkt und den Nachweis erbracht für eine zuvor unbekannte Menschenform, den Denisova-Menschen. Er arbeitet auch an der Erforschung der Evolution historischer Infektionskrankheiten wie der Pest.

"Aus unserer Sicht wäre es vertretbar zu sagen, dass die Justinianische Pest einen sehr großen Einfluss auf die Geschichte Europas hatte und es nicht einfach nur ein paar Tote waren."
Johannes Krause, Paläogenetiker

Bevor es möglich war, DNA auch aus uralten Knochen zu analysieren, wussten wir von Krankheiten und Epidemien – etwa von der Justinianischen Pest in der Spätantike oder dem Schwarzen Tod im Spätmittelalter – vor allem aus historischen Dokumenten. Durch die Analyse der eigentlichen historischen Krankheitserreger ist es jetzt möglich, genau zu sagen, welche Erreger die Epidemien ausgelöst haben, wie sie sich verbreitet haben und wie schwerwiegend sie waren. Dadurch lässt sich dann auch die historische, politische und gesellschaftliche Bedeutung dieser Epidemien neu bewerten.

Johannes Krause ist Professor für Archäo- und Paläogenetik und Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie Leipzig. Sein Vortrag hat den Titel "Alte Pathogen-Genome: Was wir aus historischen Erregern über deren Evolution lernen". Er hat ihn am 10. Juni 2025 in Greifswald gehalten im Rahmen der 13. Loeffler Lecture. Organisiert hat die Veranstaltung das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.

Information: Unser Bild oben zeigt (hinter den DNA-Strängen) Skelette im Erdboden. Die Aufnahme vom 23.02.2024 stammt von einem der größten Pestfriedhöfe Europas, der im Stadtteil St. Johannis in Nürnberg entdeckt wurde.

Shownotes
Paläogenetik
Die Geschichte der Pest
vom 01. August 2025
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Johannes Krause, Paläogenetiker, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie Leipzig