Pfandsysteme für Joghurt, Wasser und Bier in Glasbehältern kennen wir schon lange. Supermärkte und Hersteller ziehen jetzt auch mit Mehrweggläsern für andere Lebensmittel nach. Für eine gute Ökobilanz brauchen Konsumenten aber auch das nötige Know-how beim Einkauf.

Um unseren ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten, können wir schon beim Einkaufen auf Nachhaltigkeit achten. Beispielsweise indem wir statt Plastik, Lebensmittel in Gläsern kaufen. In diesem Punkt jedenfalls kommen uns die Konzerne entgegen und planen, verstärkt auf Mehrweggläser zu setzen.

Alnatura oder Oetker etwa bieten Nudeln, Linsen, Müsli oder Fruchtgummis auch in wiederverwendbaren Gläsern an. Das Pfandsystem funktioniert ähnlich wie bei Mehrweggläsern für Joghurt: Der Supermarkt nimmt die Pfandgläser zurück, im Anschluss werden sie gereinigt, aufgefüllt und der Kreislauf beginnt erneut. Jedes Glas könne so bis zu 50 Mal wiederverwendet werden, schreibt die Biomarke Alnatura.

Kurze Transportwege und 20 Mal benutzen

Mehrweggläser, die so genutzt werden, sind in ihrer Ökobilanz unschlagbar, sagt Professor Stefan Schaltegger von der Leuphana Universität Lüneburg. Entscheidend hierbei ist aber, dass alle nötigen Transportwege unter der 500-Kilometer-Grenze liegen.

"Die Mehrwegflasche aus Glas, die mindestens 20 Mal genutzt und wiederbefüllt wurde, ist unschlagbar. Das gilt allerdings nur, wenn sie nicht weiter als 500 Kilometer transportiert wurde."
Professor Stefan Schaltegger, Leuphana Universität Lüneburg

Das heißt: Sowohl der Weg zum Abfüllort, als auch der Weg zum Reinigen des Glasbehältnisses sollte innerhalb dieser 500 Kilometer liegen. Weitere Transportwege können die Ökobilanz des in Glas verpackten Lebensmittels sonst unter anderem auch zerschießen, weil Glas schwerer ist als die Kunststoffverpackung. Zudem gilt es auch, auf Glasbehälter zu achten, die verschiedene Hersteller standardmäßig verwenden können, statt individuell vom Hersteller gestaltete Gläser für einzelne Produkte.

Bewusst und mit dem nötigen Know-how einkaufen

Für den Kauf von Lebensmitteln in Mehrweggläsern braucht es demnach das entsprechende Bewusstsein und eine Portion Aufmerksamkeit, um genau im Blick zu haben, welche Wege die Nahrungsmittel zurücklegen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz.

"Wer also Glasverpackungen kauft, sollte genau im Blick haben, welche Wege die Nahrungsmittel zurücklegen."
Martin Schütz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Damit das ganze Pfandsystem funktioniert, sind die Supermärkte und Hersteller natürlich auch auf die Mithilfe der Konsumenten angewiesen. Denn Glas ist sehr energieintensiv in der Herstellung. Daher sollten Mehrweggläser auch wirklich im Automaten des Supermarkts zurückgegeben- und nicht einfach weggeworfen werden.

Shownotes
Ökobilanz verbessern
Statt Plastik: Lebensmittel im Pfandglas
vom 26. Mai 2020
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Martin Schütz, Deutschlandfunk Nova