Gülseren Sengezer ist in der kurdischen Stadt Dersim geboren und Anfang der 80er Jahre nach Deutschland gekommen, da war sie sechs. Ihr Vater lebt damals als sogenannter Gastarbeiter in Deutschland. Gülseren erzählt, wie sehr sie bis heute dafür kämpfen muss, ihr Kurdischsein zu zeigen und ihre Muttersprache, Kirmanckî, zu sprechen.

Diese Geschichte stammt aus dem Podcast "Voice Versa – Sprachen auf Arbeit" ein Podcast von Deutschlandfunk Kultur und Goethe Institut. Host ist Dominik Djialeu, Autorin Gülseren Sengezer.

Gülseren Sengezer: "Das ist meine Geschichte. Uns gibt es!"

"Unsere Geschichten erzählen oft andere. Sie handeln von Krieg, Konflikt oder Terrorismus. Auch sonst gab es einige Kröten zu schlucken: ignoriert werden, als forsch bezeichnet werden. Aber nichts hat mich so sehr verletzt, wie die Gewalt, mit der uns Kurden unsere Identität abgesprochen wird."
Gülseren Sengezer über ihr Kurdischsein

Am meisten verletzt sie die Tatsache, dass sie ihrer Muttersprache beraubt wurde, Kirmanckî. Der türkische Staat versucht die Sprache aus dem Alltag verdrängen. Die Kurden dürfen auch ihre Traditionen nicht leben, sie werden unterdrückt und sind immer wieder extremer staatlicher Gewalt ausgesetzt. Und das setzt sich dann sogar in Gülserens Leben in Deutschland fort.

"Auch in Deutschland hat das türkische Gesetz Auswirkungen. Hier werden Türkischlehrer*innen über die Konsulate beschäftigt. Als ich in der fünften Klasse im 'muttersprachlichen Türkischunterricht' dem Lehrer sage, dass ich Kurdin und keine Türkin bin, zerrt er mich mit einer anderen kurdischen Klassenkameradin zum deutschen Schuldirektor."
Gülseren Sengezer

Gülseren kann ihre Muttersprache bis heute zwar sprechen, aber nur auf dem Niveau einer Grundschülerin schreiben und lesen. Sie hat das Gefühl, dass ihr Kurdischsein nach Außen unsichtbar ist. Darum macht sie sich auf den Weg und will selbst mehr darüber erfahren.

Die ganze Geschichte hört ihr hier oder im Podcast.

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Shownotes
Podcast-Tipp "Voice Versa" von Dlf Kultur
Wie Kurden die Identität abgesprochen wird
vom 30. Dezember 2022
Moderation: 
Shalin Rogall & Dominik Djialeu
Autorin: 
Gülseren Sengezer
    Die Quellen zur Folge: