Familie, Nähe, Frischluftmangel und Streitpotential: Weihnachten kann eine psychische Herausforderung sein. Darauf können wir uns vorbereiten sagt der Psychiater und Psychotherapeut Bastian Willenborg. Und: Streit ist nicht tabu.
Da kommt wieder etwas auf uns zu: Die Weihnachtfeiertage verbringen die allermeisten Menschen im Familienkreis. Wenn wir an diese Zeit denken, kann es sein, dass wir einseitig Friedlichkeit und Konfliktarmut im Kopf haben.
Konfliktfreiheit als Illusion
Das ist leider realitätsfern und die Erwartungen sind hoch und oft auch falsch, sagt Bastian Willenborg. Er ist Facharzt für psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie.
"Es gibt extrem hohe Erwartungen an Harmonie, Frieden, alle müssen sich gernhaben."
In seiner psychotherapeutischen Arbeit merkt er deutlich, dass Weihnachten ein schwieriges Thema für einige seine Patientinnen und Patienten ist: "Es ist etwas, das wir wirklich teilweise sehr intensiv vorbereiten“, sagt Bastian Willenborg.
Viele Menschen treffen an Weihnachten auf andere, mit denen sie eigentlich nicht gerne zusammen sind - „und dann geht es einem nicht gut".
"Dann kommt man mit Leuten zusammen, mit denen man vielleicht sonst nicht gerne zusammen ist. Nur weil Weihnachten ist."
Wer befürchtet, dass Weihnachten anstrengend wird, könne sich wirklich vorbereiten. "Ich muss nicht ganz authentisch sein", sagt der Psychiater und Psychotherapeut.
Üben für Weihnachten
Mit manchen Patientinnen und Patienten übe er im Rollenspiel. Folgende Fragen gehören für ihn zur Vorbereitung:
- Welche Situation könnten passieren?
- Wie will ich reagieren?
- Wie kann ich deeskalieren?
"Ich mache das auch für die anderen: Weihnachten einfach da zu sein, ohne dass es mir supergut geht. Aber ich halte es gut aus."
Es solle allerdings niemand an einem absehbar problematischen Weihnachtsfest um jeden Preis teilnehmen. Wenn die Erfahrung gezeigt hat, dass Weihnachten für jemanden immer schlecht gewesen ist, und man weiß, dass man danach nicht gut schlafen kann, Angst hat oder sich wirklich schlecht fühlt, dann sollte man sich dieser Situation nicht aussetzen, empfiehlt Bastian Willenborg.
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