Sein Festival findet 2025 zum letzten Mal statt. Thilo Ziegler hat das Rocco del Schlacko gegründet. Der Grund für das Ende? Die Konzerne Eventim und Live Nation teilen den Markt unter sich auf – eigentlich restlos.
Das Rocco del Schlacko in Püttlingen: Wer es nicht kennt, hat in diesem Sommer die letzte Gelegenheit. Denn nach 26 Jahren ist Schluss mit dem saarländischen Festival. "Wir freuen uns, dass wir noch ein letztes Festival Rocco del Schlacko machen dürfen", sagt Thilo Ziegler. Er hat das Festival 1999 gegründet.
Mit System zum Duopol
Er erklärt das Ende als Folge einer duopolartigen Struktur des Festivalmarkts in Deutschland. Diese Entwicklung habe der damalige CEO von Live Nation / Ticketmaster bereits vor Jahren angekündigt und so sei es dann eben auch gekommen. Die beiden Konzerne Eventim und Live Nation / Ticketmaster hätten systematisch Booking-Agenturen, Hallen und Festivals gekauft.
Für freie, mittelgroße Festivals, wie das Rocco del Schlacko, sei es zunehmend schwieriger geworden, an Programm ranzukommen, sagt er.
"In den letzten Jahren ist es dann halt auch weiter passiert, dass die zwei Konzerne Live Nation und Eventim den Markt übernommen haben."
Die beiden Agenturen schöben in ihren eigenen Netzwerken europa- und weltweit Bands hin und her. Er selbst komme als Festivalveranstalter nicht an diese Bands heran – jedenfalls nicht zu angemessenen Preisen.
Preissteigerung ist kein Ausweg
"Wenn wir die Eintrittspreise auf über 300 Euro erhöhen müssten, da fühlen wir uns auch nicht gut", sagt Thilo Ziegler. Auch möchte er für die Major-Agenturen nicht nur der Geldeintreiber sein.
"Wenn man ein Festival kuratiert, ist es immer schwer, mit B oder C Plänen zu arbeiten."
Er beschreibt ein Dilemma, denn auch ein schmaleres Programm mache Probleme. Die Kosten für Security, Bühnenbau und Technik blieben in diesem Fall etwa die gleichen und wären dann im Verhältnis zu den Booking-Kosten zu hoch.
"Ja, das Festivalsterben der mittleren Festivals wird weitergehen."
Also finde auf dem deutschen Festivalmarkt jener Konzentrationsprozess statt, den es bereits in den USA, Skandinavien, England und den Niederlanden gegeben habe. "Jetzt ist Deutschland dran, dass die mittelgroßen Festivals und die kleineren Festivals regelrecht vom Markt abgeräumt werden", sagt Thilo Ziegler und weiter: "Hier werden Strukturen zertrümmert, die dann weg sind." Er findet, dass Kartellamt müsse hier tätig werden.
"Das Bundeskartellamt sollte sich fragen, warum es das überhaupt gibt. Weil in diesem Bereich werden sie nicht tätig."
Bis zur Neugründung kleinerer und mittlerer Festivals sei es ein Riesenprozess. Verabschieden werden sich 2025 wohl außer dem Rocco del Schlacko das Maifeld Derby in Mannheim, Juicy Beats in Dortmund und Stadt ohne Meer in Gießen.
Große Freude in der ersten Reihe: Unser Bild zeigt Besucherinnen und Besucher des Rocco del Schlacko im Jahr 2013.