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Um 0 Uhr ins Bett? Für Menschen mit der verzögerten Schlafphasenstörung ist das noch früh. Bis sie wirklich müde werden, kann es leicht mal 2 Uhr, 4 Uhr oder sogar noch später werden. Wie Betroffene trotzdem durch den Alltag kommen.

Wir alle ticken unterschiedlich, wenn es darum geht, wann wir gerne ins Bett gehen und aufstehen. Unsere präferierte Schlafenszeit ist aber nicht nur Geschmack – wir haben alle einen unterschiedlichen Chronotyp, der eine starke genetische Komponente hat. Wer herausfinden will, welcher Chronotyp er oder sie ist, kann den sogenannten "Morningness Eveningness"-Test machen.

Wer unter der verzögerten Schlafphasenstörung leidet, hat einen extrem späten Chronotyp, ist also eine extreme Eule. Eine Nachteule ist allerdings noch lang keine Person mit der medizinischen Diagnose einer verzögerten Schlafphasenstörung, sagt Schlafforscherin Christine Blume.

"Den Unterschied zwischen der Eigenschaft Nachteule und einer medizinischen Diagnose wie der verzögerten Schlafphasenstörung macht der Leidensdruck."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Das Verhalten einer Person mit ultraspätem Chronotyp clashe natürlich extrem mit den sozialen Rhythmen wie etwa Schulstart oder Arbeitsbeginn, so dass die Person darunter leidet. Und genau dadurch werde es behandlungsbedürftig.

Genetisch mitbedingt: Ständig verschlafen und dauermüde

Der Schlafforscherin ist es wichtig zu betonen, dass es Menschen mit der verzögerten Schlafphasenstörung wirklich so geht, dass sie nicht früher einschlafen können. In extremen Fällen kann es sogar sein, dass sie eine Schlafstörung entwickeln, weil sie versuchen, sich früher hinzulegen und dann lange zum Einschlafen brauchen oder in der Nacht wach liegen.

"Schätzungen gehen davon aus, dass sieben bis 15 Prozent der Patient*innen, die sich wegen Einschlafproblemen in Behandlung begeben, eine solche verzögerte Schlafphasenstörung haben könnten."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Es gibt jedoch gute Möglichkeiten, die verzögerte Schlafphasenstörung zu behandeln, bevor eine Insomnie – also eine lang anhaltende Schlafstörung – entstehen kann.

Behandlung: Den Tag-Nacht-Rhythmus verschieben

In der Behandlung geht es darum, den Tag-Nacht-Rhythmus nach und nach zu verschieben und dem Rhythmus anzupassen, nachdem die betroffene Person leben möchte – sodass sie zum Beispiel ausreichend schlafen kann, bevor der Wecker klingelt und sie zur Arbeit muss. Dabei kann Lichttherapie am Morgen helfen.

"Licht am Morgen beziehungsweise kurz nach dem Aufstehen schubst die innere Uhr an und sorgt dafür, dass man sich ein bisschen Richtung Lerche bewegt."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Falls das nicht ausreicht, können Betroffene am Abend das Hormon der Dunkelheit Melatonin, einnehmen. Der Körper produziert es selbst – bei extremen Nachteulen beginnt die Ausschüttung allerdings erst spät in der Nacht.

Melatonin, das Hormon der Dunkelheit

Christine Blume empfiehlt die Einnahme fünf bis sechs Stunden vor dem Zubettgehen. Das hilft dem Körper bei der Rhythmusverschiebung.

In dieser Folge Über Schlafen geben Schlafforscherin Dr. Christine Blume und Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge weitere Tipps für Betroffene und klären auch, warum ihre innere Uhr so anders tickt als die der meisten Menschen.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.