Wenn Menschen psychische Probleme haben, ist oft nicht so klar, was sie brauchen – anders als bei einem gebrochenen Bein. Wahrgenommene Unterstützung aus dem Umfeld kann die mentale Gesundheit und Depressionswerte aber deutlich verbessern.
Sätze wie "melde dich, wenn du was brauchst", sind meist wenig hilfreich, meint die Psychologin Elisabeth Schramm, die mit depressiv erkrankten Menschen und deren Angehörigen arbeitet. Das sei zwar gut gemeint und besser, als nichts zu sagen, doch Betroffene würden in der Regel nicht von sich aus darauf zurückkommen.
"Sätze wie 'melde dich, wenn du was brauchst, sind wenig hilfreich"
Statt den Ball an die depressive Person zurückzuspielen, die es ohnehin schwer habe, sich zu etwas aufzuraffen, sei es sinnvoller, kleine, konkrete Angebote zu machen – etwa der Vorschlag, am Abend anzurufen oder einen Besuch anzubieten. Das könne bei der Entscheidung und Motivation helfen.
Over Involvement – Wenn Hilfe zu viel wird
Gleichzeitig betont die Psychologin, dass Freunde und Angehörige auf die zwischenmenschliche Dynamik achten sollten. Ziehe sich jemand mit Depressionen stark zurück, neige das Umfeld oft dazu, die Führung zu übernehmen. Dieses sogenannte Over Involvement könne die Situation jedoch verschlimmern.
"'Ich traue dir gar nicht zu, dass du alleine in der Lage bist, dich anzuziehen'. Das untergräbt noch mehr das Selbstwertgefühl."
Ein Beispiel sei, wenn signalisiert werde, dass die betroffene Person nicht einmal in der Lage sei, sich selbst anzuziehen oder zu duschen – das untergrabe das Selbstwertgefühl und verstärke die Selbstzweifel.
Mitgefühl zeigen – ohne zu überfordern
Freunde und Angehörige sollten bewusst auf die Bremse treten – auch dann, wenn die Probleme aus ihrer Sicht eigentlich lösbar erscheinen. Für Betroffene sind gut gemeinte Ratschläge und Aufforderungen oft nicht umsetzbar. Die Psychologin Elisabeth Schramm betont, wie wichtig es sei, sich Zeit zu nehmen und mitzufühlen.
Angehörige sollten die Gefühle der Betroffenen anerkennen, damit diese sich gesehen und verstanden fühlen. Das sei jedoch oft eine große Herausforderung, da Depressionen über Wochen, Monate oder sogar Jahre andauern können. Für Angehörige bedeute das häufig Frust und Überforderung.
Depression – Zusammen an Lösungen arbeiten
Trotzdem kann es sich lohnen geduldig zu sein. Versuchen zu unterstützen ist auf jeden Fall besser, als nichts zu tun. Das findet auch Marvin, er ist Peer-Berater bei der Online-Suizidprävention U25. In Gesprächen mit Betroffenen sollten mögliche Lösungen gemeinsam entwickelt werden. Diese sollten jedoch nicht ausschließlich von der zuhörenden Person kommen, sondern vor allem von derjenigen, die die Probleme erlebt. Das Wichtigste sei, zuzuhören – und das richtig, betont er.
"Das Wichtigste ist, ein Ohr zu besitzen und das auch richtig zu verwenden."
Beim Dasein geht es nun mal um die erkrankte Person – und sie muss entscheiden, was ihr hilft. Das muss kein Masterplan raus aus der Depression sein. Für Dilara, die depressiv erkrankt ist, reicht es zu wissen, dass sie sich überhaupt an jemanden wenden kann. Sie sagt, dass es von Vorteil sei, Vertrauenspersonen oder Menschen zu haben, von denen man weiß, dass sie gut zuhören. So könne man sich Unterstützung holen, wenn man alleine nicht weiterkomme.
Lass dir helfen!
Bestimmte Dinge beschäftigen dich im Moment sehr? Du hast das Gefühl, in einer Situation zu stecken, die du nicht alleine klären kannst? Du weißt nicht mehr, wie es weitergehen soll? Hier findest du einige anonyme Beratungs- und Seelsorge-Angebote.
