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Alle Menschen wurden gleich erschaffen. So beginnt die amerikanische Unabhängigkeitserklärung. Gilt das Gleichheitsversprechen der Gründerväter auch heute noch, in Zeiten der Politik von Donald Trump? Ein Vortrag des Politologen Christian Lammert.

"Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich geschaffen sind" – so beginnt die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, mit der sich am 04.07.1776 die 13 britischen Kolonien in Amerika von Großbritannien lossagten, sich zusammenschlossen und schließlich die Vereinigten Staaten von Amerika gründeten.

"We hold these truths to be self-evident,
that all men are created equal,
that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights,
that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness."

Was die Gründerväter damals meinten, als sie schrieben, dass alle Menschen gleich geschaffen sind, entsprach nicht unbedingt dem, was wir heute unter Gleichheit verstehen. Die Vorstellung davon, was Gleichheit ist und für wen sie gilt, hat sich in den vergangenen 250 Jahren immer wieder gewandelt. Wie und warum, das beschreibt Christian Lammert in seinem Vortrag.

"Im Verlauf der amerikanischen Geschichte wurde immer wieder deutlich, wie zentral das Ringen um Gleichheit für das Selbstverständnis der Demokratie ist."
Christian Lammert, Politikwissenschaftler, John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien, Freie Universität Berlin

Christian Lammert ist Politikwissenschaftler und forscht zur Rolle des Versprechens von Gleichheit für die Demokratie. Weder Frauen noch Sklaven waren zur Gründungszeit der USA im Grundsatz der Gleichheit eingeschlossen. Für wen Gleichheit gilt und für wen nicht, muss immer wieder neu verhandelt werden, das ist Teil des demokratischen Prozesses.

Dynamik der Gleichheit

Die Bürgerrechtsbewegung in den USA kämpfte für die Gleichheit schwarzer Amerikaner. Auch das Wahlrecht für Frauen gibt es in den USA erst seit 1920. Gleichheit wird heute in der Politikwissenschaft nicht mehr als ein Zustand oder ein Ziel verstanden, sondern als ein dynamischer Prozess, sagt Lammert.

"In Trumps Rhetorik soll Gleichheit nicht mehr als allgemeines Recht, sondern als privilegierte Ressource für 'echte' Amerikaner erscheinen."
Christian Lammert, Politikwissenschaftler, John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien, Freie Universität Berlin

In diesem Prozess gibt es Erfolge und Scheitern. Wenn Trump heute den Schutz von Minderheiten zurückfährt oder das Geburtsortsprinzip bei der Staatsangehörigkeit infrage stellt, dann verengt er die Gruppe derjenigen, für die das Versprechen der Gleichheit gilt. Er macht damit Gleichheit zu einer privilegierten Ressource für 'echte' Amerikaner, sagt Christian Lammert.

Christian Lammert ist Professor für Politikwissenschaften am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin. Sein Vortrag hat den Titel "Die 'Declaration of Independence' und das Ringen um Gleichheit: Von 1776 bis zur Gegenwart".

Er hat ihn am 21. Juli 2025 in Bad Homburg im Rahmen der Vortragsreihe "Die 'Declaration of Independence' als lebendige Tradition, 1776 – 2026" gehalten.

Veranstaltet wird die Reihe vom John McCloy Transatlantic Forum des Forschungskollegs Humanwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte.

Unser Bild zeigt das Thomas Jefferson Memorial in Washington DC, aufgenommen am 4. April 2021. Teile des Textes der Unabhängigkeitserklärung sind rechts im Hintergrund sichtbar – in den Marmor gemeißelt. Sie entsprechen der Entwurfsfassung Jeffersons, nicht dem veröffentlichten Text.

Shownotes
US-Unabhängigkeitserklärung
Für wen gilt das Gleichheitsversprechen?
vom 10. Oktober 2025
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Christian Lammert, Politikwissenschaftler, Freie Universität Berlin
  • Beginn des Vortrags