Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung sichert im Ernstfall ab – doch wer krank ist, hat oft schlechte Karten, aufgenommen zu werden, vor allem bei psychischen Erkrankungen. Wie der Einstieg trotzdem gelingen kann und worauf ihr achten solltet.
Wenn ihr einen Antrag für eine Berufsunfähigkeitsversicherung stellt, werdet iht zunächst nach eurem Gesundheitszustand gefragt – also nach Alter, Vorerkrankungen und aktuellen Krankheiten, körperliche genauso wie psychische.
Wichtig für BU-Versicherung: Kostenrisiko
"Wenn jetzt bei meiner Antragstellung schon klar ist, dass ich regelmäßig Behandlung brauche oder irgendwann berufsunfähig werden könnte, dann kann die Versicherung sagen: Das Kostenrisiko ist zu hoch", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Fanny Buschert. In diesem Fall kann entweder der Beiträge teurer gemacht oder die Aufnahme ganz abgelehnt werden.
"Es kommt darauf an, wie viel ich die Versicherung eventuell kosten könnte."
Bei der Neuaufnahme muss allerdings nicht die gesamte medizinische Vergangenheit berücksichtig werden: In der Regel wird nur ein bestimmter Zeitraum abgefragt, zum Beispiel die letzten fünf Jahre, erklärt unsere Reporterin. Das bedeutet: "Wenn ich irgendwann mal in Psychotherapie war, ist das nicht automatisch ein Ausschlusskriterium. Aber: Wer berufsunfähig wird oder werden könnte und keine Berufsunfähigkeitsversicherung hat, den fängt das System nicht wirklich auf."
Psychotherapie für Aufnahme in BU nicht aufschieben
Es ist trotzdem aber keine gute Idee, eine Psychotherapie zum Beispiel später zu beginnen, um vorher in eine Berufsunfähigkeitsversicherung aufgenommen zu werden. Antragsteller*innen sind verpflichtet, wahrheitsgemäße Angaben zu machen. "Wenn das später herauskommt, kann mir die Versicherung auch einfach wieder kündigen", sagt Fanny Buschert. Zudem sollten notwendige Untersuchungen und Behandlungen generell nicht aufgeschoben werden, rät sie.
"Wenn mein Hausarzt eine Depression vermutet und mir eine Therapie empfiehlt, dann ist das Teil meines Gesundheitszustands, und den müsste ich auch im Antrag angeben – selbst wenn ich noch nicht in Behandlung bin."
Auch eine Psychotherapie selbst zu zahlen und nicht über die Krankenkasse abzurechnen, sieht Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW kritisch: "Die private Krankenversicherung fragt mich ja nicht, was ich abgerechnet habe, sondern interessiert sich dafür, wie mein Gesundheitszustand ist. Und der muss so angegeben werden, wie er tatsächlich besteht – unabhängig von der Behandlung."
Auch bei geringen Chancen Antrag auf BU-Versicherung stellen
Laut der Verbraucherzentrale lohnt sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung für alle – egal ob im Studium, in der Ausbildung, berufstätig oder als Hausfrau oder Hausmann. Im Grunde sind sich Expert*innen da einig. Einzig, ob Hausfrauen und -männer wirklich eine BU brauchen, dazu gibt es unterschiedliche Ansichten.
Und auch wenn die Chancen schlecht stehen, aufgenommen zu werden, lohnt es sich trotzdem, einen Versuch zu starten, so die Verbraucherzentrale. Elke Weidenbach empfiehlt, im Vorfeld mit einem Arzt oder einer Ärztin darüber zu sprechen, wie er oder sie die Krankheit einschätzt, "und dann kann man bei privaten Versicherern auch Probeanträge stellen."
"Probeanträge kann man auch anonym stellen. Dann sieht man auf jeden Fall, ob man angenommen wird oder nicht – und falls man angenommen wird, unter welchen Bedingungen."
Ehrlicherweise sind die Chancen auf einen vernünftigen und bezahlbaren Versicherungsschutz – je nach Erkrankung – relativ gering. Deshalb empfiehlt die Verbraucherzentrale, sich so früh wie möglich um eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu kümmern, also möglichst, bevor Erkrankungen auftreten.
