• Dlf Audiothek
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Keine politisch verantwortliche Persönlichkeit in Europa ist so lange an der Macht wie Alexander Lukaschenko. Der weißrussische Präsident ist seit 25 Jahren im Amt. Das Volk ist mit ihm zufrieden. Die EU bleibt auf Distanz.

Wenn man sich die Bilder aus den 90er-Jahren anschaut, stellt man kaum einen Unterschied fest. Schon damals hatte der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko einen Schnauzbart und einen tiefsitzenden Seitenscheitel, sagt die Dlf-Korrespondentin für Weißrussland Gesine Dornblüth. Zu seinem 25. Jubiläum gibt es in Weißrussland aber keine Jubelarien, wie in anderen totalitären Staaten wie Nordkorea zum Beispiel.

Lukaschenko behauptet sich gegenüber Russland

Das Volk in Weißrussland ist zufrieden. Das liegt vor allem daran, dass es in Weißrussland vergleichsweise ruhig ist.

Wenn die Weißrussen rüber zur Ukraine schauen, sind sie froh, dass sie diese Zustände bei sich im Land nicht haben, sagt Gesine Dornblüth. Auf der anderen Seite schätzen sie an Lukaschenko, dass er auf die weißrussische Souveränität setzt und sie gegenüber Russland behauptet. Gerade in letzter Zeit übe Russland Druck aus - unter anderem über Energiepreise von Öl und Gas.

Keine fairen Wahlen in Weißrussland

Wenn wir in Deutschland Nachrichten aus Weißrussland hören, sind das selten gute. Meist geht es um Missachtung von Menschenrechten oder Unterdrückung. Weißrussland ist das einzige Land Europas, indem die Todesstrafe vollzogen wird.

Alexander Lukaschenko selbst sagt, Weißrussland sei die letzte Diktatur Europas. Dass er mit harter Hand durchgreift, zeigen die letzten Wahlen. Als Tiefpunkt datiert Gesine Donblüth das Jahr 2010. Damals hatte Lukaschenko sieben Kandidaten der Opposition festnehmen lassen - einige wurden sogar misshandelt. Als die Leute dagegen auf die Straße gingen, wurden die Proteste brutal niedergeschlagen.

"Inzwischen ist das System sozusagen gesäubert. Die Oppositionsparteien sind nahezu bedeutungslos geworden."
Gesine Dornblüth, Dlf-Korrespondentin für Weißrussland

Auch die letzten Wahlen 2015 seien nicht fair abgelaufen - das lasse das Wahlumfeld gar nicht zu, sagt Gesine Dornblüth. Auch die Presse sei nicht frei; immer wieder würden Journalisten festgenommen. So sei zu erklären, dass Lukaschenko 2015 mit rund 83 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde.

Lukaschenko, der Taktierer mit dem Bauern-Image

Bei aller Härte: Nach außen hin spielt Lukaschenko mit seinem Image als "einfacher Typ vom Land", sagt Gesine Dornblüth. Er ist Sohn einer Melkerin und leitete zu Sowjet-Zeiten eine Großmelkerei. Russlands Präsident Putin soll er einmal vier Sack Kartoffeln geschenkt haben.

"Zum Bauern gehört ja auch das Klischee der Bauernschläue. Und Bauernschlau ist Lukaschenko wirklich."
Gesine Dornblüth, Dlf-Korrespondentin für Weißrussland

Gesine Dornblüth beschreibt Lukaschenko als "Taktierer, der zwischen Russland und der EU laviert". Die EU selbst bleibe zu Lukaschenko auf Distanz. Allerdings ließe sich in den letzten Jahren eine vorsichtige Annäherung beobachten. Lukaschenko hat 2015 mehrere politische Gefangene freigelassen und das hat die EU zum Anlass genommen, einige Sanktionen aufzuheben. Trotzdem gibt es aber noch viel, was die EU und Weißrussland trennt.

Shownotes
Weißrussland
Mächtiger denn je: Lukaschenko ist seit 25 Jahren im Amt
vom 10. Juli 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Gesine Dornblüth, Dlf-Korrespondentin für Weißrussland