Sturmfluten, Überschwemmungen, Meeresspiegelanstieg: An den deutschen Küsten ist der Klimawandel spürbar. Aber auch der Rest des Landes muss sich an mehr Wetterextreme anpassen. Diese Anpassung ist ein zentrales Thema auf der Klimakonferenz in Brasilien.
Klimaanpassung – das klingt wenig greifbar. Und doch ist es eines der Themen bei der Weltklimakonferenz 2025, die vom 10. bis 21. November 2025 in Brasilien stattfindet. Denn Klimaanpassung meint etwas sehr Konkretes: die Notwendigkeit, mit den bereits spürbaren und zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels umzugehen. Von diesen Auswirkungen sind weltweit immer mehr Regionen und Länder betroffen.
Inseln weggespült? – Die Halligen und der Klimawandel
Auch in Deutschland gibt es etliche Beispiele, wie Journalist Nikolas Golsch zeigt. Er war an der Nord- und Ostseeküste unterwegs, um sich ein Bild davon zu machen, wie sich Menschen und Regionen anpassen müssen.
"Die Halligen werden regelmäßig überspült. Die Bewohner fragen sich daher: Wie lange kann man hier noch leben? Und wie lässt sich der Klimawandel abfedern, wenn das Meer immer näher rückt?"
Auf der Hallig Nordstrandischmoor hat Nikolas Golsch Norman Kruse getroffen. Er und seine Familie haben ihr Haus und ihre Scheune komplett neu gebaut, weil klar war: Die Gebäude, müssen vor den regelmäßig stattfindenden Überflutungen geschützt werden. Dazu gehörte, die Warft – einen künstlich aufgeschütteten Hügel, auf dem Gebäude auf Halligen üblicherweise stehen – zu erhöhen.
Außerdem hat die Familie einen Fluchtraum in die Scheune einbauen lassen. Dabei handelt es sich um einen Raum unter dem Dach, der auch dann halten soll, wenn alles andere weggespült wird, erklärt Norman Kruse. Beton, Stahl, dicke Holzbalken – das Ganze ist zehn Meter über dem Meeresspiegel errichtet. Möglich wurde dieser Neubau nur durch finanzielle Förderung des Landes Schleswig-Holstein.
Der Versuch, die Hallig wachsen zu lassen
Doch es gibt auch andere Ansätze, berichtet Nikolas Golsch. Auf der Hallig Nordstrandischmoor läuft ein Modellprojekt, bei dem Forschende versuchen, die Hallig mit natürlichen Mitteln wachsen zu lassen. Bei jeder Sturmflut bleiben winzige Sedimente auf dem Land zurück – Sand, Schlick, feine Partikel. Diese Sedimente werden gezielt aufgefangen, sodass die Hallig langsam höher wird.
"Die Hallig wächst jedes Jahr ein paar Millimeter in die Höhe, aber gerade noch zu wenig, das gehört zur Wahrheit dazu."
Während einzelne Orte, Regionen und Länder also Maßnahmen ergreifen und nach neuen suchen, könnte auf internationaler Ebene ein globales Anpassungsziel beschlossen werden. Zumindest ist das das Ziel, dass sich die Weltklimakonferenz 2025 gesetzt hat.
Klimaanpassung – ein globales Thema
Ann-Kathrin Büüsker, Klimaredakteurin beim Deutschlandfunk, erklärt, warum das bedeutsam wäre: "Staaten sollen künftig berichten, wie sie sich auf den Klimawandel vorbereiten. Diese Berichte sollen vergleichbar und überprüfbar werden."
Ein weiterer essentieller Punkt, der damit einhergeht, betrifft die Finanzen, führt Ann-Kathrin Büüsker aus. Viele Staaten im globalen Süden seien bereits jetzt massiv betroffen, haben aber kaum Geld, um sich zu schützen. Nach starken Stürmen oder Dürren rutschten sie in eine Spirale aus Schulden und Wiederaufbaukosten.
Die Erderwärmung von 2,8 Grad und ihre Folgen
Doch selbst wenn viele oder sogar alle Staaten sich dazu verpflichten, die Klimaanpassung zu dokumentieren - die inzwischen prognostizierte Erderwärmung von 2,8 Grad bis Ende des Jahrhunderts wird weitere Folgen für unser Erdsystem haben, erläutert Ann-Kathrin Büüsker. Als Beispiele nennt sie ein mögliches Austrocknen des Amazonas-Regenwaldes und das Absterben der Korallenriffe.
"Viele Millionen Menschen drohen ihre Lebensgrundlage zu verlieren. Und das sind vor allem diejenigen, die kein Geld haben, um sich rauszukaufen."
Angesichts dessen ist es kein Zufall, dass die Weltklimakonferenz in der brasilianischen Stadt Belém stattfindet, sagt die Journalistin: "Brasilien will die Aufmerksamkeit auf den bedrohten Regenwald lenken." Hoffnung mache in diesem Zusammenhang ein neuer Fonds, der Tropical Forest Forever Facility.
Ein Fonds für den Tropenwald
Dieser Fonds will sich die Wirkmacht der internationalen Finanzmärkte zunutze machen, so die Journalistin: Staaten geben einen kleinen Grundstock an Kapital rein, private Investoren sollen zusätzliches Geld dazugeben. Dieses Geld soll in internationale Anleihen, insbesondere von Entwicklungsstaaten, investiert werden. Die dabei entstehende Rendite soll an die Staaten ausgezahlt werden, die den Regenwald erhalten. Das ist ein wirklich innovatives Instrument, so Ann-Kathrin Büüskers Einschätzung.
Hinzu komme, dass dieses Instrument vom globalen Süden entwickelt und lanciert wurde, und eben nicht von den Industriestaaten. Auf die sei zurzeit ohnehin wenig Verlass, sagt sie, und verweist vor allem auf die USA: "Die Vereinigten Statten ziehen sich nicht nur aus dem internationalen Klimaschutz zurück, sondern bekämpfen ihn sehr aktiv."
"Insgesamt wird die Welt auf der Weltklimakonferenz nicht gerettet, aber dafür sind solche Konferenzen auch nicht da", resümiert die Klimajournalistin. Dennoch ist sie hoffnungsvoll, denn Initiativen wie der Amazonas-Fonds zeigten, dass sich etwas tut im Klimaschutz und dass ausgerechnet Staaten aus dem globalen Süden beginnen, voranzugehen.
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