Weltweit stellen rechtsautoritäre und nationalistische Bewegungen liberale Werte infrage. Russland bietet sich aktiv als Partner und Anführer dieses neuen illiberalen Konservatismus an, sagt die Soziologin Katharina Bluhm in ihrem Vortrag.
Wie kommt es, dass Trump-Anhänger in den USA sich Putin verbunden fühlen? Wieso sind illiberale russische Wertvorstellungen in populistischen europäischen Bewegungen anschlussfähig? Diesen Fragen geht Katharina Bluhm in ihrem Vortrag nach. Sie ist Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Osteuropa an der Freien Universität Berlin.
"Russland bietet sich aktiv für die konservative Rechte als geopolitischer Partner an."
Der neue illiberale russische Konservatismus versteht sich als Gegenbewegung zu einer Globalisierung unter amerikanischer Dominanz, sagt Bluhm. Er begreift sich als Teil einer vermeintlichen konservativen Wertegemeinschaft, die sich gegen liberale Werte richtet. Russland, so Bluhm, bietet sich unter der Führung von Wladimir Putin aktiv als geopolitischer Partner für die konservative Rechte an.
Der neue illiberale russische Konservatismus
Dieser neue illiberale Konservatismus in Russland ist über viele Jahre hinweg entstanden. Er ist ein intellektuelles Projekt, in das über Jahre investiert wurde und das Eingang gehalten hat in die russischen Machteliten.
"Wir müssen uns klar machen, dass es in Russland eine illiberal-konservative Gegenbewegung gab, die auch ein intellektuelles Projekt war, in das investiert worden ist und das sukzessive absorbiert worden ist von der Machtelite."
In ihrem Vortrag erzählt Katharina Bluhm, wie und warum dieser neue russische illiberale Konservatismus entstanden ist, wie er dominant wurde und warum er eine Herausforderung für alle ist. Denn er stellt nicht nur den Liberalismus westlicher Prägung infrage, argumentiert Bluhm. Er fordert weltweit auch den demokratisch orientierten Konservatismus heraus.
"Der neue Populismus fordert nicht nur den Liberalismus in seiner heutigen Gestalt heraus, sondern auch den Konservatismus."
Katharina Bluhm ist Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Osteuropa an der Freien Universität Berlin. Ihr Vortrag hat den Titel "Russland als Pionier eines neuen illiberalen Konservatismus?" Sie hat ihn am 23. Januar 2023 an der Freien Universität Berlin gehalten im Rahmen der Ringvorlesung "Zur Kritik und Zukunft des liberalen Skripts". Veranstaltet hat die Ringvorlesung das von der DFG geförderte Exzellenzcluster "Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS)".