Viel Obst, Gemüse, Kompost und ausreichend Wasser: Wildschweine fühlen sich in unseren Städten wohler als im Wald. Warum dadurch Konflikte entstehen und weshalb Wildschweine in der Stadt sogar sicherer vor Hunden sind.
Wildschweine mitten in der City sind längst keine Seltenheit mehr. Wildtier-Experte Derk Ehlert erklärt, dass es immer wieder Phasen mit besonders vielen Tieren gibt – aktuell sei so eine Welle im Gange.
"Im Augenblick, so seit anderthalb Jahren, haben wir wieder deutlich mehr Wildschweine, die wir auch zu sehen bekommen."
Ehlert betont, dass diese Tiere sich vor allem an den Stadträndern wohlfühlen, weil dort 60 Prozent der Flächen Grün-, Forst- oder Waldgebiete seien.
"Städte sind so geil für Wildschweine – da haben sie Obst, Gemüse, gewässerte Gärten, Kompostanlagen, und es fehlen die Jäger."
Der Experte sagt aber auch: Städte seien für Wildschweine ein regelrechtes Upgrade. Wildschweine würden sich im Wald kaum noch gerne aufhalten – vor allem nicht in reinen Kiefernwäldern oder anderen Monokulturen, in denen es kaum Nahrung gebe.
Für Allesfresser wie Wildschweine böten Städte deutlich mehr: Obst, Gemüse, gewässerte Gärten, Kompostanlagen und sogar Menschen, die sie füttern.
Außerdem fehlten hier die Jäger. Er betont, dass es in Städten bessere Versteckmöglichkeiten gebe und die Tiere sich sogar effektiver vor Hunden verbergen könnten – ein Unterschied zum Wald, in dem Hunde oft frei herumliefen, während sie in Parkanlagen und auf Privatgrundstücken eher nicht anzutreffen seien.
Gefährlich oder nur beeindruckend?
Viele Menschen finden Wildschweine niedlich, manche haben Respekt oder Angst. Ehlert sieht wenig Grund zur Panik, Angriffe auf Menschen seien äußerst selten – Haustiere stellten hier ein deutlich größeres Risiko dar.
"Ich habe noch nie erlebt, dass ein gesundes Wildschwein Menschen anfällt."
Trotzdem rät er zu Vorsicht: Abstand halten, Respekt zeigen und dem Tier aus dem Weg gehen. Ein Wildschwein könne durch seine Größe und bewusste Körpersprache beeindruckend wirken, was bei Menschen schnell Furcht auslöse.
Koexistenz mit Wildschweinen
Das Wildschwein ist gekommen, um zu bleiben. Ehlert erklärt, dass sich daran nur etwas ändern würde, wenn eine Krankheit ausbreche oder Jäger massiv eingreifen. In Berlin seien Wildschweine schon bis in die Nähe des Alexanderplatzes vorgedrungen.
"Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir nicht alleine in den Städten leben. Ist doch cool eigentlich."
Seiner Meinung nach müssten wir uns darauf einstellen, die Städte dauerhaft mit ihnen zu teilen – und das sei gar nicht schlimm. Ehlert betont, dass wir ohnehin nicht alleine in den Städten lebten – und dass diese Koexistenz funktionieren könne.
