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Nidal kommt aus Gaza, der Großteil seiner Familie lebt immer noch dort. Das Haus seiner Eltern ist zerstört – seit der Waffenruhe zelten sie vor den Trümmern. Wie es weitergeht, verhandeln andere. Nidal sagt: Die Menschen selbst fragt niemand.

53 Milliarden Euro kostet der Vorschlag von 20 Ländern der Arabischen Liga für einen Wiederaufbau im Gazastreifen. Dabei sollen die aktuellen Bewohner*innen in ihrer Heimat bleiben können, solange Infrastruktur und Gebäude wiederaufgebaut werden. Es soll Hunderttausende neuer Wohnungen geben, außerdem sollen Hotels und Parkanlagen entstehen. Friedenstruppen sollen das Gebiet sichern und es würde eine Art Übergangsverwaltung geben, mit Beteiligung aus Gaza, aber ohne die Hamas.

Am Ende soll eine reformierte palästinensische Autonomiebehörde die Verwaltung des Gazastreifens übernehmen. Die israelische Seite kritisiert besonders diesen Aspekt des Plans und stimmt ihm aber auch in allen anderen Punkten nicht zu.

"Das ist natürlich der Knackpunkt für Israel, dass die Palästinenser den Gazastreifen verlassen müssten, damit dieser Wiederaufbau funktionieren kann. Das ist weiterhin der Vorschlag, auf den Israel setzt."
Bettina Meier über den Vorschlag von Trump, Gaza zur "Riviera des Ostens" umzubauen

Im Gegensatz zum Vorschlag der arabischen Länder erhält die Idee von Donald Trump zum Plan, eine Riviera des Ostens im Gazastreifen zu errichten, großen Anklang von israelischer Seite.

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Das KI-generierte Video zu einer "Riviera des Ostens" von Donald Trump wurde auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social gepostet. Sein Vorschlag ist ernst gemeint. Er möchte die bisherigen Bewohner*innen des Gazastreifens umsiedeln und dort eine Urlaubs- und Touristenwelt errichten. Selbst der israelische Präsident Benjamin Netanjahu war bei seinem Besuch in den USA überrascht und zunächst ungläubig über diesen Vorschlag, berichtet Bettina Meier, Korrespondentin im ARD-Studio Tel Aviv.

Inzwischen unterstützt die israelische Seite jedoch diese Idee von Donald Trump.

Ideen für den Gazastreifen weit weg von der Lebensrealität der Palästinenser

Nidal Bulbul ist im Gazastreifen aufgewachsen. Er ist erschüttert über die Pläne von Donald Trump. Für Nidal steht fest: "Gaza ist not for sale!". Nach einer Verletzung als Kriegsreporter vor Ort floh er aus seiner Heimat und lebt seitdem in Deutschland. Der Rest seiner Familie ist aber im Gazastreifen geblieben. Auch wenn das Haus von Nidals Familie in Gaza-Stadt zerstört wurde, wollen sie auf keinen Fall ihre Heimat verlassen. Aktuell wohnen sie in einem Zelt vor der Ruine ihres Hauses.

"Es gibt kein klares Wasser, kein Trinkwasser, kein Duschwasser, kein Strom, kein Internet, keine Schulen, keine Klinik oder Krankenhäuser stehen mehr."
Nidal über den Zustand im Gazastreifen für seine Familie

Jeden Tag ist Nidal in Angst um seine Familie. Es fehlt am Nötigsten: Neben Wasser zum Trinken und Abwaschen fehlt es besonders an medizinischer Versorgung. Strom und Internet gebe es auch nicht. Dementsprechend schwer ist es für Nidal, seine Familie zu kontaktieren. Israel nutze diese schlimme Situation der Menschen, die den Krieg überlebt haben, als Druckmittel bei den Verhandlungen zu einer weiteren Phase der Waffenruhe mit der Hamas, erklärt Bettina Meier.

Sie sagt, dass es im winterlichen Gazastreifen besonders an Zelten für die obdachlosen Bewohner*innen mangelt. Und auch Treibstoff für Generatoren, die für Wärme sorgen, ist zu wenig vorhanden. Bettina Meier beobachtet, dass die Menschen im Gazastreifen ganz unterschiedliche Vorstellungen für ihre Zukunft haben. Manche wollen bleiben und versuchen, alles wiederaufzubauen. Manche Jugendliche können es sich vorstellen zu gehen und sich an einem anderen Ort ihr Leben aufzubauen, berichtet die Korrespondentin.

"Jeder Mensch soll so etwas alleine entscheiden."
Nidal über die Zukunft der Palästinenser im Gazastreifen

Nidal hofft daher einfach darauf, dass jeder Mensch, der im Gazastreifen wohnt, sich selbst eines Tages frei entscheiden kann, ob er bleiben oder woanders hinziehen möchte. Seine Familie hat sich entschieden, dort zu bleiben, sagt er. Für sie wünscht er sich in Zukunft Frieden und ein funktionierendes Gesundheitssystem.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Nahostkrieg
Zukunft der Palästinenser: "Gaza ist nicht for sale"
vom 05. März 2025
Moderatorin und Host: 
Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Nidal Bulbul, seine Familie lebt in Gaza
Gesprächspartner: 
Bettina Meier, Korrespondentin im ARD-Studio Tel Aviv